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Demokratie wagen

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Das Wichtigste zuerst: "Wir wollen mehr Demokratie wagen", wie das uneheliche Kind Willy Brandt alias Herbert Frahm 1969 behauptete, als es Kanzler wurde. Heute nimmt Deutschland 50 Flüchtlinge auf und beim <link http: sommerfestival-der-kulturen.de das-festival essen-und-trinken external-link-new-window>Stuttgarter Sommerfestival der Kulturen bekommen alle, die "öffentlich" anreisen, zwei Gläser Sekt zum Preis von einem.

Wären nicht erst im Oktober 2018, sondern bereits am nächsten Sonntag Wahlen in Bayern, käme die CSU auf 39 Prozent, scharf verfolgt von AfD und Grünen mit je 14 Prozent, während die SPD mit satten zwölf und die Linken immerhin mit drei Prozent punkten könnten. In der gleichfalls gebirgigen Sächsischen Schweiz, der Heimat meiner Omi Glimbzsch, wird erst 2019 gewählt. Hinter den Bergen kann die AfD dort mit 40 Prozent rechnen, die NPD sattelt noch sieben Prozent drauf.

Falls beim einen oder der anderen jetzt Unruhe aufkommt (die erste Bürgerpflicht, so die Hoffnung von Jürgen Habermas 1958): Dort, wo der Pole keine Fahrräder klaut, sieht alles viel ruhiger aus. So Gott will und uns kein Krieg heimsucht, hätte zwar auch dort das schwarz-rote Regierungsbündnis in Dresden keine Mehrheit mehr und die Wahl, entweder die Linken oder die AfD mit ins Boot zu nehmen, um noch mehr Demokratie zu wagen. Aber woher kommts? "Es fehlt der Linken an überzeugenden Konzepten", meint wohl Sahra Wagenknecht. Doch offenbar fehlt auch der Demokratie selbst ein überzeugendes Konzept.

Vielleicht braucht man ja gar keine Opposition? Nehmen wir afrikanische Staaten, die FIFA oder Russland, da gehts auch ohne, und wir kommen trotzdem gut miteinander aus. Herr Müller sitzt ja direkt in der Bundesregierung und möchte, dass europäische Kommissare gewissermaßen die Macht in Afrika übernehmen und den anderen Schwarzen sagen, wie man richtig wirtschaftet und sich wohlfühlt zu Hause (Wohlfühl-Kapitalismus). Von 2021 bis 2027 solle die EU für Afrika 39 Milliarden Euro ausgeben, sagt Müller. Mit dem Geld, sag ich jetzt mal, könnten die Afrikaner dann Hähnchen, Getreide oder Dieselfahrzeuge und manches mehr bei uns kaufen.

Wahr ist: Als Togo noch deutsch war, 1848, mussten die Menschen jedenfalls nicht abhauen (sofern sie anständig waren). Ja, die guten alten Zeiten! Die "Neue Rheinische Zeitung" hatte 1848 eine Auflage von 60 000 Exemplaren – aber sie könnte der taz nie das Wasser reichen. Wir sehen: Fehlfarben! Geschichte wird gemacht – es geht voran. Wenn wir trotzdem nicht locker lassen: Wir brauchen keine Alternative für Deutschland, aber "drübernaus". Das hält uns wach.

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. <link https: www.youtube.com external-link-new-window>Alle "Wettern"-Videos gibts hier zum Anschauen.


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2 Kommentare verfügbar

  • Kornelia .
    am 19.07.2018
    Antworten
    Lieber Peter,
    Rotgrünlinks versiffte haben das Aussitzen Kohls nicht überstanden und sind zur Alternativlosigkeit verkommen!
    Und hier hat die AfD die Lücke genutzt und sich als einzige Alternative präsentiert! Chapeau!
    Und die Mitte-Linken reagieren aussitzend, beleidigt, trotzig, jammern,…
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