Eine deutsche und eine französische Flagge wehen im Takt der vorbeifahrenden Autos auf der Straßenbrücke in Breisach am Rhein. Wer genauer hinschaut erkennt, dass viele Kennzeichen mit dem Buchstaben "F" beginnen, andere mit "D". Kein Wunder, die Stadt mit 16.500 Einwohner:innen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liegt direkt an der französischen Grenze, viel Verkehr kommt vom Pendeln. Dass Menschen hier nur mit Auto oder Bus ins Nachbarland gelangen, war jedoch nicht immer so. Bis 1945 stand hier eine Eisenbahnbrücke, die Freiburg im Breisgau und Colmar im benachbarten Elsass mit einer direkten Zugverbindung ausstattete. Seit ihrer Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie nie wieder aufgebaut.
"80 Sekunden warten für 80 Jahre ohne Zug": Unter diesem Motto unterbrachen am 2. Juli 2025 Mitglieder von Trans Rhin Rail den Autoverkehr auf der Breisacher Rheinbrücke. Der deutsch-französische Verein setzt sich seit über 13 Jahren für die Wiederinbetriebnahme der Zuglinie ein und organisiert dort regelmäßig Protestaktionen, um die Politik zum Handeln zu bewegen. Schon ein Jahr zuvor hatten über 800 Personen eine Menschenkette zwischen Breisach auf deutscher und Volgelsheim auf französischer Seite gebildet, erzählt Hannes Linck, Mitgründer und Co-Präsident des Vereins. "Damit haben wir sehr großen öffentlichen Anklang gefunden!", sagt er. Auch Politiker:innen beiderseits des Rheins, darunter Brigitte Klinckert (Mitte) und Chantal Kopf (Grüne) unterstützten die Aktion – doch getan hat sich seither nur wenig.
Hoffnungen und Ernüchterung
Dabei galt grenzüberschreitender Bahnverkehr – und eben auch der Wiederaufbau der Breisacher Rheinbrücke – als Priorität des Artikels 9 im Aachener Vertrag, den Präsident Emmanuel Macron und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 22. Januar 2019 unterzeichneten. Mit einer Reihe an Maßnahmen zur transnationalen Zusammenarbeit in Bereichen wie Kultur, Mobilität und Verteidigung sollte die deutsch-französische Freundschaft vertieft werden und das nicht zufällig zum 56. Jahrestag des Elysée-Vertrags. "Damit wurde 'unsere' Bahn zum Leuchtturmprojekt, wir schöpften große Hoffnung", erinnert sich Linck. "Wir dachten: Jetzt haben wir den Durchbruch!" Sechs Jahre sind vergangen und der Aufschwung von 2019 habe sich "wieder schlafen gelegt", bedauert er heute. Die Hauptgründe? Transnationale Missverständnisse und das liebe Geld.
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