Der Bauer in und um Biberach hat derzeit ein Imageproblem. Spätestens nach den Krawallen am 14. Februar 2024, dem Politischen Aschermittwoch der Grünen, als Steine flogen, Strohhaufen brannten und die Polizei forsch mit Pfefferspray konterte, weiß man nicht mehr so recht, wo der Landwirt steht. Im Stall oder auf dem Hof der AfD, der Reichsbürger und Querdenker – oder noch schlimmeren Gesellen? Der gegenwärtige Befund lautet: Es gibt Schnittmengen. Siehe dazu auch die verdienstvolle Recherche der Kollegen von der "Waiblinger Kreiszeitung".
Keine Woche nach den Biberacher Krawallen trat der Rechtspopulist Anthony Lee, Sprecher des Vereins "Landwirtschaft verbindet Deutschland", in der Viehversteigerungshalle von Bad Waldsee auf. Eingeladen vom Braunviehforum und der Rinder-Union Baden-Württemberg. Bekannt geworden ist sein Klub durch Traktorendemos mit AfD-Plakaten, gerne auch geschmückt mit Galgen und Schlingen. Der frühere Polizist Lee ist der Social-Media-Star des Bauernprotests, den er mit Aussagen wie diesen füttert: Die Politiker wollen unser Land, um darauf Häuser für Flüchtlinge zu bauen. Die "Schwäbische Zeitung" berichtete, der "umstrittene Bauern-Führer" sei von 1.000 Zuhörern "euphorisch beklatscht" worden.
Nur Spaß: kein Zutritt für Rechtsradikale
Ein knappes Jahr später. "Kein Zutritt für Rechtsradikale" – mit diesem Spruch empfängt die Security am vergangenen Sonntag vor dem Eventlokal "Endstation" am Biberacher Gigelberg. Breites Grinsen in den Gesichtern der jungen und mittelalten Leute, die zur "Party des Volkes" beziehungsweise "Mittelstands-Party" kommen, wie es die Organisatoren nennen. Einer trägt einen Hoodie der Heavy-Metal-Band "Weimar", deren Mitglieder laut "Spiegel" der thüringischen Neonaziszene entstammen. Geladen sind Bauern, Handwerker, Spediteure – alle, die anpacken können, sagen die Veranstalter. Unter ihnen befindet sich auch Ernst Buck, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Ulm-Ehingen und Vorstandsmitglied im Landesbauernverband. Mit ihm wird noch zu sprechen sein.
7 Kommentare verfügbar
Bernd
vor 6 Tagen1. Junge Menschen leben in Wohlstand auf und möchten ihn behalten und nicht anpacken sondern genießen
2. Der Wohlstand wurde und wird von Gastarbeitern, Auslandsdeutschen aus Russland, Ex Jugoslawen usw in der Export Industrie erwirtschaftet…