Die Abläufe ähneln sich: Am 5. Dezember 2017 sperrte die Polizei gegen sechs Uhr in der Frühe alle Zufahrten zum Gebäude, etwa zwei Dutzend Beamte in schusssicheren Westen verschafften sich Zugang und durchsuchten eine Wohngemeinschaft im Obergeschoss des linken Zentrums Lilo Herrmann. Hintergrund waren damals Ausschreitungen im Zuge des G20-Gipfels in Hamburg, genauer die Vorfälle am Rondenbarg: 18 geworfene Objekte, die niemanden verletzt haben, rechtfertigten damals aus Sicht der Polizei 76 Festnahmen bei 200 DemonstrationsteilnehmerInnen und in der Folge 23 Hausdurchsuchungen mit insgesamt knapp 600 Beamten im Einsatz (gegen Verdächtige aus Stuttgart wurde nie ein gerichtliches Urteil gefällt).
Am 22. März 2022 gab es erneut eine Razzia im linken Zentrum. Erneut sperrt die Polizei, diesmal mit BFE-Einheiten aus Göppingen vor Ort, um 6.10 Uhr die ganze Straße ab und stürmt das Objekt. Allerdings mit einem bemerkenswerten Unterschied: Während sich die Staatsmacht zum Wohnraum im Obergeschoss zwar bereits vor fünf Jahren Zugang per Rammbock verschaffte, griff sie damals für die (deutlich teurere) Eingangstür unten zum elektrischen Dietrich. Anno 2022 war der Rammbock für alle Türen Mittel der Wahl. Den irreparablen Schaden, der dabei entstanden sei, beziffert ein Bewohner im Gespräch mit Kontext auf eine niedrige fünfstellige Summe – und verweist darauf, dass es an der Hauswand Klingeln gibt.
3 Kommentare verfügbar
Minh Schredle
am 08.04.2022gegen die Verfolgung möglicher Straftaten ist ja wenig einzuwenden. Allerdings sollen an der Krawallnacht etwa 400 bis 500 Personen beteiligt gewesen sein. Nun gibt es zwei verdächtigte Personen aus der linken Szene. Dass es bei anderen Beschuldigten Razzien mit Rammbock und BFE gab,…