Das hat auch Zoe Katharina erfahren, die ihre beiden Vornamen zu ihrem Pseudonym gemacht hat, seit sie als Seenotretterin in der Öffentlichkeit steht. Sie ist eines von zehn Besatzungsmitgliedern des Schiffs "Iuventa", gegen das seit 2017 von der italienischen Staatsanwaltschaft ermittelt wird. Mit dem Rettungsschiff wurden Tausende Menschen aus Seenot gerettet, Zoe selbst war an vielen Rettungseinsätzen beteiligt. Dennoch werden sie und weitere neun Crewmitglieder wie Kriminelle behandelt. "Beihilfe zur illegalen Einwanderung" soll der Vorwurf lauten. "Wir wissen immer noch nichts Genaues", sagt sie. Im Mai wurden die letzten Beweismittel zurückgegeben. Angeblich sollte danach eine Entscheidung der italienischen Staatsanwaltschaft bezüglich einer Anklage fallen, doch bisher gibt es keinerlei neue Nachrichten. Würden die Mannschaftsmitglieder tatsächlich angeklagt werden und würde das Gericht sie dann auch schuldig sprechen, dann drohen ihnen jeweils 20 Jahre Haftstrafe. Daher auch das Banner "Free Iuventa" bei der Aktion.
Die AktivistInnen der Konstanzer AI-Gruppe sind froh, Zoe als neues Mitglied bei sich zu haben, denn: "Zoe und die Iuventa 10 sind für uns Vorbilder für menschenrechtliches Engagement", so Pfeifle und Riedinger. Dabei sprechen sie für die gesamte Organisation: Die Iuventa 10 sind Träger des Amnesty Menschenrechtspreises 2020.
Aktionstag im ganzen Land
Während es in Konstanz am Samstag auf dem Wasser auffällig zuging, fanden gleichzeitig Aktionen an Land im ganzen Südwesten statt, initiiert von dem Bündnis "Sicherer Hafen Baden-Württemberg". In zehn Städten machten sich AktivistInnen dafür stark, das gesamte Bundesland zum sicheren Hafen für geflüchtete Menschen zu erklären. Dies würde bedeuten, dass sich Baden-Württemberg zur Aufnahme zusätzlicher geflüchteter Menschen bekennt, also ein neues Landesaufnahmeprogramm ins Leben ruft, zudem fordert das Bündnis aktiven Einsatz für sichere Fluchtrouten und Bleibeperspektiven für Geflüchtete im Land. Seán McGinley vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, der die Kampagne zusammen mit den Seebrücken koordiniert, sieht die Landesregierung in der Pflicht zu handeln; sie dürfe "diese Politik des Wegschauens nicht akzeptieren. Seehofers Nein zur Aufnahme, muss durch Politiker*innen der unteren Ebene gekippt werden, damit die Menschen endlich human behandelt werden." Die Forderungen sind auch in einer neu gestarteten Petition zusammengefasst, die bislang rund 1.100 Menschen (Stand: 24.11.) unterschrieben haben (hier zu finden).
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!