Die Journalistin wittert da sofort die Leuchtstab-Lobby am Werk und googelt erstmal. "Wenn es wieder heißt 'Ich geh mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir' dann sind diese elektrischen Laternenstäbe genau die richtigen Begleiter für Ihre Kinder. Im Gegensatz zu der altmodischen Variante mit echten Kerzen ist der Laternenstab vollkommen sicher, da keinerlei Verbrennungsgefahr besteht", wirbt beispielsweise Amazon für ein Modell mit gelber Blume am Griff.
Beim Versandhändler Jako-O gibt's die 30 cm-Leuchtstab-Variante "Diamantenball" mit 4 LEDs, 3 Leuchtfunktionen und 24 Stunden Brenndauer, sogar inklusive 3 Micro-Batterien AAA. Andere Hersteller bieten Stäbe "Ohne scharfe Kanten" oder mit "Universalem Sicherheitshaken", damit die Laterne nicht runterfällt. Der Käuferkommentar eines Elternteils: "Einfach zu installieren und sicher im Wind. Zudem finde ich die Länge der Stäbe für Kinder diesen Alters wirklich hervorragend, nicht so lang, dass die Hebelwirkung überwiegt." Ja, wer erinnert sich nicht mit Grausen an die alten Holzstäbe von früher, bei deren Gebrauch es reihenweise Kinder nach vornehin umgespitzt hat. "Er ist aber zu kurz", bemängelt ein anderer Käufer das Tragegerät, "mein Sohn muss den Arm kontinuierlich ausstrecken, damit die Laterne nicht gegen den Buggy knallt."
Rabammel
Dabei ist das wahre Problem dieser Kerzenersatz-Produkte ein ganz anderes: Das Plastiklämpchen baumelt meistens knapp über den liebevoll gebastelten Schafen mit Watte-Wolle, den beklebten Monden oder den glitzernden Papp-Einhörnern, weil das Kabel so kurz ist, dass das schnöde Lichtlein gar nicht erst in die Laterne rein reicht. Aber für die Sicherheit des Kindes müssen eben auch Opfer gebracht werden.
Tatsächlich tut sich bei näherer Recherche eine wahre Kluft auf, zwischen Verfechtern der echten und solchen der künstlichen Kerze beim Laterne-Laufen. "Ich war schockiert, lesen zu müssen, dass Kerzen beim Schul-Martinsumzug meiner Tochter verboten sind. Sind die denn bekloppt?", schreibt eine Mutter erst diese Woche im Netz und es stellt sich raus, dass sie nicht die einzige ist, der Kerzen aus versicherungstechnischen Gründen und wegen Brandschutz-Bestimmungen verboten wurden.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!