Wie kam nun die jüngere Generation dazu?
Mona Krieger: Mund-zu-Mund-Propaganda, so hat es eigentlich angefangen. Es war klar, dass Doris jüngere, neue Frauen in Stuttgart braucht. Step by Step.
Kohlmann: Die meisten von uns kannten sich schon, von der Arbeit, als Freundinnen – wir sind ein loses Netzwerk, zum Teil auch mit der Tochter von Doris befreundet.
Louise Ego: Es gab ein erstes offenes Treffen in den Räumlichkeiten des FFGZ in der Kernerstraße, da waren wir schon richtig viele: etwa zwanzig bis dreißig Frauen, aus ganz verschiedenen Beweggründen.
Kohlmann: Von uns jüngeren ist aber niemand Heilpraktikerin. Es gibt Sozialarbeiterinnen, andere kommen aus dem kulturellen Bereich. Am Anfang haben wir gedacht: wir können das Gesundheitszentrum ja gar nicht weiter führen, weil wir dafür nicht ausgebildet sind. Aber dann haben wir gemerkt, es geht eigentlich darum, sich über seinen Körper zu unterhalten und auszutauschen: Wie lange nehmen wir eigentlich schon die Pille? Haben wir uns schon mal im Spiegel selbst angeschaut? Dass es das Jungfernhäutchen nicht gibt, ist einer der Punkte, die wir immer aufzählen. Vielleicht der Initialmoment, in dem wir gedacht haben: Krass, wir kennen unsere Körper gar nicht. Welche Mythen werden über den Frauenkörper erzählt? Das können wir auch leisten, ohne Medizinerinnen zu sein: viele junge Frauen abholen und gemeinsam darüber reden.
Helena Dadakou: Es fängt schon damit an, darüber zu sprechen, wie überhaupt der sichtbare Teil unseres Geschlechts heißt. Das ist nämlich <link https: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne die-vermessung-der-vulva-4244.html external-link-new-window>die Vulva – das ist ein Wort, das habe ich erst mit 27 Jahren gehört. Oder wie sieht die Klitoris aus und was ist ihre Funktion? Wir sind dankbar, dass wir diese Rolle jetzt haben und möchten das mit allen Frauen teilen, damit alle so viel wie möglich über ihren Körper Bescheid wissen und eine selbstbewusstere Sexualität leben können, keine unterdrückte, beherrschte.
Wie kommt es, dass die Geschichte vom Jungfernhäutchen so lange wie eine Wahrheit in der Welt steht?
Ego: Weil Mythen sich lange halten.
Krieger: Weil das weibliche Geschlecht und alles, was damit zusammenhängt, immer noch extrem tabuisiert ist.
1 Kommentar verfügbar
K. Schulz
am 05.10.2018Viel Glück für die weiter Arbeit