Manchmal kommen Journalisten zu Markus Fricker, um sich seinen Campingplatz zeigen zu lassen. "Der Zeltbetrieb ist dieses Jahr gelaufen", sagt Fricker an diesem Tag im September. Fricker zeigt mit seinem an einem blauen Band befestigten Schlüssel auf kahle Stellen im Rasen. "Hier war viel los im Sommer. Sonst würde noch Gras wachsen." Der 45 Jahre alte Betriebsleiter des CAP Rotach steht vor dem modernen Hauptgebäude. Dort ist neben der Rezeption ein Lokal untergebracht; im ersten und zweiten Geschoss werden Gästezimmer vermietet. Etwas abseits wohnen die Dauercamper. Neben verwitterten Vorzelten wachsen dort bunte Blumen, die Stammgäste haben es sich schön eingerichtet.
Vor dem Zweiten Weltkrieg sonnten sich hier die Friedrichshafener im Strandbad, nach dem Krieg wurden die ersten Zelte aufgebaut. Lange Jahre war der Platz im Besitz eines Ehepaars. Doch als der Mann gestorben war, verkaufte die Witwe das Gelände. Im Jahr 2003 kam so die Chance für zwei Vereine, nämlich die Körperbehindertenförderung Neckar-Alb und den Verein für sozialpädagogisches Segeln, ein Wunschprojekt zu verwirklichen: einen Campingplatz, der gemeinsam von behinderten und nicht behinderten Menschen betrieben wird. Die zwei Gesellschafter des CAP Rotach mussten zunächst einmal jede Menge Geld investieren. Rund zwei Millionen Euro verschlangen die Sanierung der Anlage sowie der Bau des Hauptgebäudes. Inzwischen verzeichnet CAP Rotach 30 000 Übernachtungen pro Jahr. Der Betrieb trägt sich selbst und wirft sogar einen Überschuss ab, obgleich nicht allzu groß.
Der Rundgang über den Platz dauert nicht lang. Rechts und links rahmen ihn Naturschutzgebiete ein, am oberen Ende eine breite Straße. Markus Fricker geht mit seinen Besuchern zum Ufer am Ende des leicht abfallenden Geländes. Vom See her weht ein frischer Wind, die Gischt der Wellen verbirgt kaum, dass das aufgewühlte Wasser darunter an diesem Tag mehr braun als blau ist. Frickers Schlüsselband flattert. "Wir sind einer der kleinsten Campingplätze am Bodensee", sagt er, während er die Augen zusammenkneift und aufs Wasser schaut. 250 Besucher haben auf dem CAP Rotach Platz, dann ist er ausgebucht. Fricker würde das Areal gerne erweitern, doch das ist nicht möglich. 25 Mitarbeiter kümmern sich um den Betrieb, die Hälfte von ihnen hat ein Handicap, psychische wie geistige Behinderungen. "Es gibt viel größere Campingplätze anderswo am Bodensee, die mit genauso vielen Mitarbeitern auskommen", berichtet er. "Aber unsere Aufgabe ist es ja auch nicht, ein Restaurant zu betreiben oder einen Zeltplatz. Unsere Aufgabe ist es, Stellen zu schaffen."
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