Aber nichts geschah, der Skandal wurde unter den Teppich gekehrt. Kalz' Bücher verschwanden still und heimlich aus der Vitrine, und der Bürgermeister handelte das Thema in nicht-öffentlicher Sitzung ab. Und statt Fragen zu beantworten, droht er mit dem Rechtsanwalt. Doch erst das Ignorieren und Vertuschen des Offensichtlichen lässt Kalz den Spielraum, alle Demokraten zu verhöhnen. So viel war bereits <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft brand-stiftung-4712.html _blank internal-link-new-window>im ersten Kontext-Artikel über Kalz nachzulesen, aber was geschah seitdem?
Bürgermeister Marcus Schafft schweigt weiterhin und droht dem Gemeinderat mit disziplinarischen Maßnahmen, sollten sich nicht alle an die Verschwiegenheit von nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzungen halten. Wie ernst der Bürgermeister es meint, bekommt Roland Uhl zu spüren.
Bürgermeister droht mit disziplinarischen Maßnahmen
Den grünen Gemeinderat bezichtigte Schafft, der Presse Infos aus einer nicht-öffentlichen Sitzung zur Kalz-Stiftung gesteckt zu haben, und setzte sogleich den Vorwurf auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung. Zum Sachverhalt führte er aus: Rechtsanwalt Armin Schneider könne bezeugen, dass Uhl sich mit der Angelegenheit an die Redaktion des Anzeigenblatts "Südfinder" gewandt und dabei auch Unterlagen übergeben habe. Deshalb, so die Beschlussvorlage, solle gegen Stadtrat Uhl ein Ordnungsgeld in Höhe von 200 Euro verhängt werden.
Der Tagesordnungspunkt wurde schließlich nicht verhandelt, und Uhl bringt vor, dass der Bürgermeister als Stiftungsbeirat in der Sache eh befangen sei. Der Stadtrat hält es überdies für völlig "absurd", dass ausgerechnet der Rechtsanwalt Armin Schneider vom Riedlinger Bürgermeister als "Zeuge" benannt werde, da der Sohn des Ex-Landrats Peter Schneider selbst Vorstandsmitglied in der Kalz-Stiftung sei.
Die abstrusen Vorgänge im Riedlinger Rathaus lenken aber ab von einer viel wichtigeren Frage. Warum in einer Stadt, die mit 21 "Stolpersteinen" und Gedenktafeln sich durchaus ihrer braunen Vergangenheit stellt und mit Ludwig Walz, ihrem ersten Bürgermeister nach dem Krieg, einen "Gerechten unter den Völkern" vorweisen kann, dennoch ein rechtsradikaler pensionierter Gymnasiallehrer offensichtlich braune Narrenfreiheit genießt.
Der Bürgermeister hält sich zu Gute, dass er nicht nur aktiv die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Stadt fördere, sondern sich auch nicht scheute, vor zwei Jahren gegen einen Hassprediger wie Jakob Tscharnke, Pastor einer evangelischen Freikirche in Riedlingen, Stellung zu beziehen. Aber warum sträubt sich der Schultes dann gegen eine öffentliche Diskussion über das Engagement der Stadt in der Kalz-Stiftung mit Händen und Füßen? Er möchte, so der Bürgermeister, Kalz nicht unnötig belastet wissen. Wie viel braune Soße muss ihm noch serviert werden, bis er es für seine Pflicht hält, Fragen zu beantworten?
Die Gesinnung des Stifters ist offenkundig – doch diskutiert wird nicht
Macht es womöglich einen Unterschied, ob ein Underdog wie Tscharnke oder ein Rotary-Mitglied wie Kalz sich rechtsradikal hervortut? Offensichtlich macht es einen Unterschied, wer was sagt. Kalz habe einen guten Leumund gehabt, erklärt Dorothea Kraus-Kieferle die Tatsache, dass niemand gegen das Engagement der Stadt in der Stiftung Einspruch erhob. Die Sprecherin der Gemeinderatsfraktion "Wir in Riedlingen" und stellvertretende Bürgermeisterin will auch, nachdem die Gesinnung des Stifters offenkundig geworden ist, partout nicht darüber diskutieren. Sie appelliert: "Lassen Sie das Thema!"
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Peter Nowak
am 18.12.2017