Zwei Dinge hat Lewin Berner gelernt. Erstens: Menschen, die sich als wichtig empfinden, können Scheinriesen sein. Zweitens: Es menschelt überall. Der Sport tickt da nicht anders. Was haben sie für dicke Backen gemacht, die Herren des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), als es der Sioux-Geschäftsführer gewagt hat, sie zu kritisieren. Olympia habe sich vom "eigentlichen Sinn entfernt" und sei von "kommerziellen Interessen beseelt", schrieb Berner im August dieses Jahres und kündigte seinen Sponsorenvertrag. Er habe damit die Olympische Bewegung "in Misskredit" gebracht, kofferte der DOSB zurück und retournierte seinerseits eine fristlose Kündigung nach der anderen.
Einmal abgesehen davon, dass Berners Kritik Allgemeingut war, überraschte die Heftigkeit der Ringe-Verwalter. 44 Jahre lang war man gut Freund, Sioux lieferte brav die Schuhe für die Olympiamannschaften, und die Empfänger versicherten immerfort, wie prima die Partnerschaft sei. Aber jetzt sollte es vor Gericht gehen. Und weil man nie weiß, was dort passiert, hat Berner erstmal alles überkleben lassen, was verdächtig nach Olympia aussah. Seine 299 MitarbeiterInnen mussten Sonderschichten einlegen, um 60 000 Schuhschachteln, Briefbögen, Visitenkarten und Werbematerial zu neutralisieren. Eine "extrem stressige Zeit", die er sich gerne erspart hätte, sagt er heute. Die Kosten in Höhe von rund 100 000 Euro auch.
Andererseits wurde die kleine Firma aus dem schwäbischen Walheim ziemlich berühmt. Bundesweit berichteten Medien über den Kampf von David gegen Goliath, von einem aufrechten Mittelständler gegen die Krake Olympia. Der Zuspruch im Netz war überwältigend. Und jeder halbwegs knuspere Profi ahnte, wie so ein Duell ausgehen würde: mit einer Niederlage des Riesen.
Nach einem Vierteljahr, in dem die "Büffelherde" (Berner) trampelte, ist diese Erkenntnis offenbar beim DOSB gewachsen. Ende Oktober ließ er per Pressemitteilung wissen, man habe sich außergerichtlich geeinigt, und wünsche Sioux "auch auf getrennten Wegen alles Gute". Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Berner und Verbandschef Michael Vesper, der als früherer NRW-Minister wohl gemerkt hat, wann es Zeit ist, die Notbremse zu ziehen. Die Übernahme der Kosten inklusive.
Daraus hat der Walheimer Sioux-Häuptling noch etwas gelernt. Erstens: "Der aufrechte Gang lohnt sich". Und zweitens: Kein Sponsoring mehr im Sport, Finger weg von diesem "Hornissennest". Berner will sich jetzt auf den "Graswurzelbereich" verlegen.
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BadenMailer
am 29.12.2016