Seit 35 Jahren lebt er in Deutschland, sagt er, davor habe er in Paris, Kopenhagen, Brüssel gewohnt, mehr als sechs Milliarden Vermögen besitzt er aktuell, Forbes listet ihn auf Platz 17 der reichsten Deutschen. Der Otto-Normalreiche schaffe seine Kohle ja ins Ausland, Marguerre lacht durchs Telefon, er habe sie mitgebracht. Der Hauptsitz seiner Firma Octapharma, Blutplasma rund um den Globus, ist in der Schweiz. Da lacht er nochmal.
Als Christian Wulff noch Ministerpräsident in Niedersachsen war, wollte Marguerres Pharmaunternehmen erweitern und dafür ein Eichenwäldchen in einem niedersächsischen Naturschutzgebiet fällen lassen. Wurde gerade noch verhindert. Es gab 1993 <link http: www.spiegel.de spiegel print d-13681598.html _blank external-link>einen Artikel im "Spiegel", es ging um verseuchtes Blut und Briefkastenfirmen und Wolfgang Marguerre, den "schrägen Tausendsassa der Branche", schrieb das Blatt. "Seine Karriere ist ein Lehrstück über das Metier, in dem große Schiebereien alltäglich sind. Der Aufstieg des Wolfgang Marguerre begann im beschaulichen Glarus, er ist Teil des bislang größten Kriminalfalles im deutschen Blutbusiness." Der "Spiegel" musste letztlich <link http: magazin.spiegel.de epubdelivery spiegel pdf _blank external-link>eine Gegendarstellung drucken. Die "<link http: www.faz.net aktuell politik fluechtlingskrise wolfgang-marguerre-spendet-1-mio-euro-fuer-fluechtlinge-13802575.html _blank external-link>FAZ" schrieb Ende 2015, dass Marguerres Firma dem ehemaligen portugiesischen Regierungschef José Sócrates im Jahr 2013 Beraterhonorar gezahlt haben soll. 2014 saß der Portugiese wegen Korruptionsvorwürfen im Knast. Die Geschichte sei glatt gelogen gewesen, sagt Marguerre, darüber regt er sich heute noch auf. Am Telefon jedenfalls kriecht die Säuernis deutlich durch die Leitung.
Durch die kleine Demo am Heidelberger Schloss laufen zwei weißhaarige Damen, untergehakt, mit Schirmen überm Arm. "Der Mann hat fürs Theater gespendet!", ruft eine und schwingt ihre Faust. "Lassen Sie den in Ruhe seinen Ehrentag feiern!" "Wenn der 'ne Million spendet, dann ist das, wie wenn Sie zehn Cent spenden!", ruft einer der Demonstranten hinterher. Der Rasen im Schlossgarten jedenfalls, sagt Marguerre, würde nach seiner Feier neu gemacht und viel schöner aussehen als davor.
Private Gegenparty mit Techno und Heavy Metal
"Dieser Schlossgarten", sagt Marie-Luise Memmer, "wird behandelt wie der Nürburgring. Das ist doch ein schützenswerter Ort und kein Event-Gelände!" Andauernd sei da was – Schlossfestspiele, Filmfestival, und jetzt auch noch Privatpartys. Sie steht mit ihrem Mann auf der Terrasse ihres hübschen Häuschens und beschallt den Schlossgarten von oben mit Heavy-Metal und Techno, so laut, dass die Polizei schon gebeten hat, das doch mal leiser zu drehen. "Aber wir sind auch 'ne Privatparty", sagte ihr Mann Florian Michel zufrieden, zwei Leute, eine Flasche Wein. Beide 40 Jahre alt, beide an der Uni-Klinik beschäftigt, beide sehen eher nach WG aus als nach Anwohnern in bester Hanglage.
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Demokrator
am 16.07.2016