"Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?", ruft ein Junge einer Gruppe zu. "Niemand," ist die Antwort. Die Spannung steigt und wird gesteigert. "Soll er kommen?", fragt der "schwarze Mann". Die Kinder schreien "Ja", rennen davon, wollen nicht gefangen werden oder doch. Viele Erwachsene haben dies früher auf der Straße gespielt.
Nun ist die Debatte um Asylbewerber und Flüchtlinge kein Spiel, aber die zugrunde liegenden Gefühle bewegen uns seit Kindesbeinen. Zu fragen ist also: Was geschieht genau auf der Ebene der Gefühle und Affekte in der Begegnung mit Fremden? Kann eine individualpsychologische Sichtweise neue Einsichten bringen, Selbstreflexion fördern und zum Handeln im Sinne einer Willkommenskultur einen zusätzlichen Beitrag leisten?
Wer sich bedroht fühlt oder Ängste hat, reagiert deutlich menschenfeindlicher. Fremdenfeindliche Gedanken sind nicht nur an den politischen Rändern, sondern in allen Teilen unserer Gesellschaft anzutreffen. Und man fragt sich oft: Was geht in den Köpfen vor, die entweder frei ihre Ablehnung heraussagen oder hinter vorgehaltener Hand ihre fremdenfeindliche Haltung aussprechen?
Ein Beispiel: "Lieber wäre es mir, wenn hier ein Gefängnis gebaut würde, als dass Asylbewerber kommen", sagt eine Frau beim Bäcker. Die Häftlinge seien wenigstens weggesperrt. Anlass dieser Aussage: In einer Gemeinde mit über 2000 Einwohnern, so der Plan, sollen 70 Flüchtlinge unterkommen. Die Container würden in unmittelbarer Nähe von Kindergarten, Schule und einem Spielplatz stehen.
Das "Fremdeln" und sein Ursprung
Die Ablehnung von Fremden gibt es in der Regel überall. Nicht wenige Menschen bekommen Ängste, meist unbewusst, vor unerträglichen Gefühlszuständen, die unter anderem dazu führen, dass man sich in seinem inneren und äußeren Leben bedroht fühlt. Die Einschätzung realer Lebensverhältnisse wird von irrationalen Unsicherheiten, Misstrauen und Zweifeln überschwemmt. Teilweise auch von panikartigen Ängsten, die kaum kontrolliert werden können. Ängste können lähmen und aktiv machen. Und Ängste können sich sehr schnell ändern. Sind es heute die Flüchtlinge, kann es morgen schon ein neuer Nachbar oder eine Katastrophe sein. Man kennt das auch von sich selbst, wenn man Respekt vor dem Unbewusstem hat. "Man ist nicht immer Herr in seinem eigenen Haus", sagte Freud.
4 Kommentare verfügbar
Blender
am 27.10.2015.. und heute sind diese 12 Millionen voll integriert.
Das Problem ist meines Erachtens die "SAMMLUNG" der Flüchtlinge in…