Politik ist ein schmutziges Geschäft. Haben ihre Eltern immer gesagt, erzählt Konnie Lopau. Da solle sie mal lieber die Finger davon lassen. Sie sitzt auf einem Klappstuhl unter dem blauen Zelt der Deutschen Friedensgesellschaft. "Kuck mal!", ruft ein Mann, quetscht sich auch unter die Plane und schlägt seine Jacke zurück. "Kickers-Sieg statt Nato-Krieg" steht da fett auf dem T-Shirt über dem gewölbten Bauch. Konnie Lopau lächelt.
Während ihres Studiums habe sie einen Mann kennengelernt, der im KZ gewesen sei, erzählt die blonde, zarte Frau. Den Lagerältesten im KZ in Dachau. Er habe einen Barackenbau beaufsichtigen sollen, aber als er merkte, dass daraus eine Gaskammer werden soll, habe er den Bau sabotiert. Damals sei sie 22 gewesen und sehr beeindruckt. Heute ist sie 62 und steht seit 40 Jahren für den Frieden auf deutschen Straßen. In diesem Jahr zur Auftaktveranstaltung des Ostermarschs vor dem Haupteingang des EUCOM in Stuttgart-Vaihingen. Dem United States European Command, in den Patch Baracks zwischen einer BMW-Niederlassung, einer Gärtnerei und einer Menge Wald.
Mit dem Africom, dem US Africa Command, ist das EUCOM eines der beiden einzigen US-Oberkommandos außerhalb der Vereinigten Staaten. Dort wird bestimmt, wer auf der anderen Seite der Welt durch eine Drohne stirbt, dort werden die US-Atomaffen in Europa befehligt, dort wurde der Einsatz im Irak koordiniert. "Von hier aus wird Krieg gemacht", sagt Konnie Lopau. Das wüssten nur viel zu wenige. Vielleicht ist es vielen derzeit auch einfach zu kompliziert zu unterscheiden, welcher Krieg denn nun ein guter und welcher ein böser ist. Am 13.6. sei Tag der Bundeswehr, sagt Lopau. "Kann man sich das vorstellen? Tag der Bundeswehr!"
Zufällig reingeraten
MLPD-Fahnen ragen auf der Kreuzung über Regenschirme, welche von der Linken, alle rot, dazwischen die azurblaue der Deutschen Friedensgesellschaft. Lukas aus Tübingen ist da, 27 Jahre alt, ein Typ mit Sneakers und Brille. Mit 15 sei er zum Schüleraustausch in Kolumbien gewesen. Jeden Tag habe er Kinder gesehen, die am Straßenrand gebettelt, sogar geschlafen haben. Da ist er Antikapitalist geworden, Antifaschist und Pazifist wurde er später. "Grenzen öffnen für Menschen, Grenzen schließen für Waffen", steht auf einem großen Plakat hinter ihm.
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Ken Jebsen
am 14.04.2015