In der Paulinenstraße gibt es einen Kiosk mit Tabak und Zeitungen. Er steht da, als hätte ihn ein Comic-Artist in die Stadtlandschaft gezeichnet. Über der Ladentür liest man "Gegenheimer". Das Geschäft trägt diesen Namen, weil sein Besitzer so heißt, wie er ist. Volker Gegenheimer, 65, ist im Quartier bekannt, und er kennt in der Nachbarschaft die Leute, die nicht viel haben vom Leben, weil sie Junkies sind, Alkoholiker, Obdachlose. Gelegentlich gehe ich in den Laden und kaufe mir Heftchen. Wir unterhalten uns über die Investoren-Aggression vor der Haustür, die Lobbyisten im Rathaus, über Stuttgart 21. Manchmal kommt der Streetworker herein und erzählt, wie es draußen läuft.
Seit vielen Jahren gehe ich in der Stadt herum und wundere mich nur noch selten über die Veränderungen. In Frankfurt am Main erscheint demnächst ein Buch mit dem schönen Titel "Wegsehenswürdigkeiten". Frankfurter Autoren beleuchten die Verschandelungen ihrer Stadt. Einer von ihnen ist der Architekturkritiker Dieter Bartetzko. "Die wahren Schandflecke sind in unseren Tagen jene Luxus-Wohnanlagen, die nicht nur in Frankfurts Zentrum, sondern auch in München und Stuttgart, in Berlin, Hamburg und Lübeck wie Pilze aus dem Boden schießen", hat er neulich in der FAZ geschrieben. Derselbe Autor hat mehrfach die Verstümmelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs verurteilt und die Wiederkehr von DDR-Methoden im deutschen Städtebau beschrieben: Überall werden, ohne Rücksicht auf die Umgebung, Konfektionskästen mit Serien-Dekor-Teilen hochgezogen.
18 Kommentare verfügbar
Umländer
am 23.09.2014Da hat ja wohl einer jahrelang schönen Profit mit der Förderung von Lungenkrebs und Leberzirrhose in den einschlägigen Kreisen gemacht bevor er letzteres…