Am vergangenen Donnerstag hat der Kontext-Vorstand Zuwachs bekommen: Frank Böhringer ist neu in den Vorstand des Vereins gewählt worden, der die Kontext:Wochenzeitung trägt. Böhringer war im Gesamtpersonalrat der AOK Baden-Württemberg und ist dort heute Stabsbereichsleiter. Außerdem ist er Pate einer armenischen Schule, die er während einer taz-Reise besucht hat. Lieber Frank, herzlich willkommen in der Kontext-Familie!
Streik im Pressehaus
Gestern, am Dienstag, hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten der Zeitungsgruppe Stuttgart (ZGS) einmal mehr zum dreitägigen Warnstreik aufgerufen. Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) hat die nicht tarifgebundene ZGS extra gegründet, um neu Eingestellte keine Tarifgehälter zahlen zu müssen. "Die Beschäftigten der Leonberger Kreiszeitung, der Kornwestheimer Zeitung, der Marbacher Zeitung und der Pressehaus Infotechnik sowie ein Teil der StZN-Belegschaft", schreibt Verdi, seien gezwungen worden, in die ZGS zu wechseln. Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross sagt: "Der Versuch des Zeitungskonzern, die Belegschaft zu spalten, ist gescheitert. Die Kolleginnen und Kollegen lassen sich nicht auseinander dividieren. Beschäftigte, die noch unter den Schutz der Tarifverträge fallen, streiken zusammen mit allen, die bereits in die tariflose Tochter ZGS gezwungen wurden und werden."
Wiiieeeher!
Vergangenes Jahr haben wir darüber berichtet: Zum ersten Mal wurde da der goldenen Gaul verliehen, ein Negativpreis für den größten Sexisten in Stuttgart mit dem steigenden Pferd im Wappen. 2023 hat Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) den Preis bekommen (Kontext berichtete). Dieses Jahr nominiert der Zusammenschluss feministischer Gruppen folgende Männer der Stadtgeschichte: Andreas Renner, der ehemalige oberste Polizist des Landes; wieder Frank Nopper; Puff-Betreiber John Heer, weil er dauernd gegen eine Grüne klagt … und Puffs betreibt; das Restaurant La Piazza, weil da am Klo ein Schild hängt, auf dem ein Mann in ein Frauenklo spannt; recht indifferent die Stuttgarter Punk- und Hardcoreszene wegen genereller Mackertendenzen; Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl für Gender-Verbote; und der Verein "Väteraufbruch für Kinder". Verliehen wird der Gaul am Samstag, dem 26. Oktober. Wir sind gespannt. Wer hin will – hier mehr.
Flüchtlingsrat hat genug
Während sich die Bundespolitik nahezu geschlossen gegen Flucht und Migration wendet, setzt Baden-Württemberg noch einen drauf. Vor Kurzem hat die Landesregierung gefordert, Asylverfahren in Drittstaaten auszulagern und sich für Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien ausgesprochen. Dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg langt es jetzt. Gemeinsam mit der Seebrücke, der AWO, dem Internationalen Bund Süd und dem Paritätischen Baden-Württemberg appelliert er an die Politik des Landes: "Die aktuelle Diskussion gefährdet die Solidarität in der Gesellschaft massiv und führt zu Spaltung. Geflüchtete werden stigmatisiert und auch länger in Deutschland lebende Migrant*innen fühlen sich nicht mehr sicher. Sie erleben im Alltag stetig mehr Rassismus und machen sich zunehmend existentielle Sorgen um ihre Zukunft in Deutschland. Manche Menschen überlegen sogar, auszuwandern. Ihre Sicherheit und die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen dieser Entwicklung werden in der aktuellen Debatte völlig ausgeblendet." Zum ganzen offenen Brief geht es hier.
Mamma mia!
Was haben sie ihm hinterhergeworfen, die feinen Herren vom Stuttgarter Staatstheater. Beim Pas de deux im dritten Akt von Crankos "Onegin" habe er zu schnell dirigiert, während der Probe mit dem Handy gespielt und eine unpassende Geste gegenüber dem Ex-Ballett-Intendanten Reid Anderson gemacht, als der getobt hatte. Die Rede ist von Mikhael Agrest, dem russischen Stardirigenten, Musikdirektor beim Stuttgarter Ballett.
Vor drei Jahren, am 15. Oktober 2021, haben sie ihn rausgeschmissen, wie einen Hund vom Hof gejagt, vorgeführt von Anderson, der offiziell keine Position mehr, aber viel Einfluss am Staatstheater hat ("You do, what I tell you"). Und sie mussten Agrest wieder einstellen, weil der öffentliche Druck, wie der Personalrat sagte, zu groß geworden ist. Kontext hatte damals eine Reihe von Texten zu diesem Vorgang veröffentlicht, nachzulesen hier.
Und heute? Agrest dirigiert immer noch, erfolgreicher denn je. Beim "Schwanensee" am vergangenen Sonntag hat ihn das Publikum mit Jubelrufen empfangen und mit Standing Ovations verabschiedet. Mamma mia!
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A. Reinhardt
am 24.10.2024