Guter Journalismus bemüht sich um Sachgemäßheit in der Information. Doch was ist sachgemäß? "Nicht wenige haben das Gefühl, dass es heute oft nicht mehr um die Sachen geht, über die man eine verlässliche Information erhält, sondern dass Trends gesetzt und Mainstreams produziert werden", führte Iris Wittmann-Grözinger vom Treffpunkt 50plus in die Veranstaltung des "Offenen Foyers" ein. Wie funktioniert Journalismus heute genau? In einer Zeit, in der die Menschen vom Aufwachen bis zum Einschlafen über die unterschiedlichsten Kanäle mit unzähligen Informationen überschüttet werden. Und wie groß ist der Einfluss von interessierten Kreisen, etwa aus Wirtschaft oder Politik, um die gewünschte Information zu verbreiten – oder auch umgekehrt: ihnen unangenehme Neuigkeiten zu unterdrücken?
Rund 50 interessierte Zuhörer verfolgten am vergangenen Montag den Vortrag der Kontext-Redakteure, der unter der Überschrift "Die Macht des geschriebenen Wortes" Einblicke in den Medienbetrieb gewährte. Redakteurin Anna Hunger erläuterte zunächst das journalistische Selbstverständnis der Kontext:Wochenzeitung. Als Demonstationsbeispiel hatten sich die Kontext-Journalisten ein Aufreger-Thema ausgesucht, das nicht nur in gedruckten Medien oft behandelt, sondern über das auch in allen TV-Talkshows gern heftig debattiert wird: den Strompreis.
Jüngster Anlass, um die Diskussionen wieder anzuheizen, war die Prognose der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, wonach die EEG-Umlage zur Förderung von Solar-, Wind- und Biokraftanlagen im kommenden Jahr um einen auf 6,24 Cent pro Kilowattstunde steigt. "Luxus Strom", titelte der "Spiegel". "Die Stromkunden müssen im kommenden Jahr deutlich mehr für die Versorgung mit Energie ausgeben", verbreitete die "Berliner Zeitung". "Für einen Durchschnittshaushalt verteuert sich die Stromrechnung durch die Energiewende um 70 Euro im Jahr", verkündete "Plusminus"-Moderator Clemens Bratzler in der ARD. "Moment mal", warf Kontext-Redakteur Jürgen Lessat an dieser Stelle ein. "Ein Vierpersonen-Haushalt verbraucht jährlich rund 3500 Kilowattstunden Strom – die Mehrkosten betragen nach Adam Riese also 35 Euro", rechnete er vor. Was noch oben draufkommt, geht im Grunde nicht auf das Konto der sauberen Stromkraftwerke: Der Staat kassiert über die Mehrwertsteuer mit. Zudem wird ein Obolus für den Netzausbau fällig, den die Netzbetreiber in der Vergangenheit vernachlässigt haben, klärte der Journalist die Zuhörer auf.
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Ulrich Frank
am 02.11.2013