"Wir haben drei Wochen lang gesucht", berichtet Made Höld, Anarcho-Aktivist und eng verbandelt mit der Ravensbürger Räuberhöhle, dem "Wohnzimmer der oberschwäbischen Spaßguerilla". Dort hat er am vergangenen Sonntag zusammen mit dem literarischen PEN-Zentrum eine Veranstaltung mit der türkischen Autorin Şehbal Senyurt Arınlı organisiert. Alles schien eingetütet, nur ein Übersetzer hat noch gefehlt. "Aber alle professionellen Dolmetscher, die wir angefragt haben, wollten das nicht machen", sagt Höld. Einerseits hätten sie die Angst geäußert, keine Aufträge mehr zu bekommen, wenn sie regierungskritische Stimmen in fremde Sprachen übertragen. Und dann, erzählt er, sei da nicht zuletzt die Sorge, dass politisches Engagement im Ausland Probleme bei der Einreise in die Heimat bedeuten könnte, oder Konsequenzen für die Verwandtschaft in der Türkei.
Das hat Autorin Arınlı so noch nicht erlebt, schildert sie. Immer wieder habe es seitens der AKP unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan Versuche der Einflussnahme gegeben, auch im Ausland, und schon öfter habe sie erlebt, wie ein heikler Auftrag einzelnen Übersetzern zu riskant war. Aber dass sich gar niemand finden lässt, sei eine neue Qualität.
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