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Langer Arm der AKP

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Die Angst vor dem Regime macht nicht vor Landesgrenzen halt: Die türkische Journalistin Şehbal Senyurt Arınlı, seit 2017 im Exil, wollte in Ravensburg von ihren Erfahrungen berichten – doch alle Profi-Übersetzer lehnten den Auftrag ab. Schließlich sprang ein grüner Stadtrat ein.

"Wir haben drei Wochen lang gesucht", berichtet Made Höld, Anarcho-Aktivist und eng verbandelt mit der Ravensbürger Räuberhöhle, dem "Wohnzimmer der oberschwäbischen Spaßguerilla". Dort hat er am vergangenen Sonntag zusammen mit dem literarischen PEN-Zentrum eine Veranstaltung mit der türkischen Autorin Şehbal Senyurt Arınlı organisiert. Alles schien eingetütet, nur ein Übersetzer hat noch gefehlt. "Aber alle professionellen Dolmetscher, die wir angefragt haben, wollten das nicht machen", sagt Höld. Einerseits hätten sie die Angst geäußert, keine Aufträge mehr zu bekommen, wenn sie regierungskritische Stimmen in fremde Sprachen übertragen. Und dann, erzählt er, sei da nicht zuletzt die Sorge, dass politisches Engagement im Ausland Probleme bei der Einreise in die Heimat bedeuten könnte, oder Konsequenzen für die Verwandtschaft in der Türkei.

Das hat Autorin Arınlı so noch nicht erlebt, schildert sie. Immer wieder habe es seitens der AKP unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan Versuche der Einflussnahme gegeben, auch im Ausland, und schon öfter habe sie erlebt, wie ein heikler Auftrag einzelnen Übersetzern zu riskant war. Aber dass sich gar niemand finden lässt, sei eine neue Qualität.

Zwischenzeitlich war unklar, ob sich die Autorin und ihr Publikum in Ravensburg verständigen könnten. Dass es am Ende doch noch geklappt hat, lag daran, dass Ozan Önder kurzfristig einsprang. "Dem Made zuliebe", wie er sagt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Ravensburger Grünen ist zwar kein ausgebildeter Übersetzer, aber beherrscht die Sprache fließend.

Rund 50 Gäste waren da, damit war es voll in der Räuberhöhle, und das, "obwohl das Wetter so schön war", freut sich Höld. Drinnen ging es dann um düstere Themen, wie sie Arınlı schwerpunktmäßig bearbeitet: Um Verbannung und ethnische Säuberungen, um die Unterdrückung der Kurden, bei denen Erdoğan die Daumschrauben immer härter anziehe. Arınlı war die erste Kamerafrau in der Türkei, setzte sich für Frauenrechte ein und kam über Dokumentarfilme zum Journalismus. 2017 wurde sie wegen Kontakten zu kurdischen Medien inhaftiert und konnte, wie sie selbst sagt, "nur durch Glück" ins Exil flüchten.

"Wir sind echt gut zufrieden jetzt", sagt Höld, "dass alles doch noch so geklappt hat." Auch Ozan Önder zieht eine rundum positive Bilanz. Von Sorgen aus der türkischen Community habe er gehört. "Aber Anfeindungen habe ich keine erlebt", betont er. Ob er also noch einmal einspringen würde? "Auf jeden Fall!"


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