Sein Wahlkampf konnte nur so erfolgreich sein, weil Martin Horn – nach eigener Aussage – schon bei seinem ersten Sondierungsbesuch in Freiburg die Wechselstimmung gewittert hat. So eine Geschichte klingt besonders überzeugend, wenn man gerade einen sensationellen Wahlerfolg hingelegt hat.
Die "Badische Zeitung" hatte noch zu Beginn des Wahlkampfs keinerlei Wechselstimmung wahrgenommen und daher auf die üblichen Umfragen und statistischen Rechenspiele verzichtet. Der grüne Amtsinhaber Dieter Salomon hatte seine erneute Kandidatur schon vor einem Jahr bekanntgegeben und konnte im Herbst 2017 noch in Ruhe beobachten, dass sich die SPD mit der Suche nach einem Herausforderer schwer tat. Gerüchte gingen um, die SPD werde noch rechtzeitig vor Weihnachten eine veritable Kandidatin präsentieren.
Die CDU hatte erst gar nicht versucht, sich einen eigenen Kandidaten vorzustellen. Vorgeschobene Begründung: Keine Wechselstimmung in Freiburg. In der Tat wurde Salomon schon bei seinem knappen Wahlsieg 2010 von der CDU unterstützt. Seit 2016 regiert in Stuttgart mit Grünschwarz eine Rarität, die auf kommunalpolitischer Ebene seit 2002 in Freiburg klinisch getestet wurde. Mit Erfolg, aber auch mit Folgen. Salomon setzte auf Wachstum. Freiburg wurde noch attraktiver. Eine Schwarmstadt zum Schwärmen.
Aber nicht für alle. Die Bevölkerung wuchs um gut 30 000 und damit stiegen auch die Immobilienpreise und die Mieten. Es ist sehr schwer, in Freiburg eine Wohnung zu finden und der Wahlkämpfer Horn demonstrierte ein überaus empathisches Verständnis der Mietproblematik, ist er doch gleich dreimal in seinem viermonatigen Wahlkampf mit seiner Familie umgezogen. Schicksal oder Inszenierung? Jedenfalls ein perfekter Wahlkampf, der auf der Straße mit öden Plakatbotschaften wie "Öko? Logisch!" oder "24 Jahre? Zeit für den Wechsel" begann und sich dann im Internet zu einer scheinbaren kommunalen Omnipräsenz steigerte.
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Bernd Oehler
am 09.05.2018»Die Stadträtinnen und Stadträte verteilen sich seit der Kommunalwahl 2014 auf sieben Fraktionen und eine Gruppierung. Das machte die Mehrheitsfindung schon bisher spannend. Es…