Afghanistan macht nicht nur meinen beruflichen Alltag aus, sondern aufgrund meiner eigenen Wurzeln auch meinen privaten. Mitte August geschah das, was jeder kluge Beobachter bereits vor Jahren vorhersagt hatte: Während des Abzugs der NATO-Truppen eroberten die Taliban praktisch das ganze Land zurück. Bereits in den Tagen zuvor war der Dominoeffekt in vielen Provinzen unaufhaltbar. Eine Stadt nach der anderen fiel und am Ende standen die Extremisten auch vor den Toren Kabuls.
Das Schicksal Afghanistans wurde allerdings nicht an jenem Tag besiegelt, sondern bereits Jahre zuvor. Schon Ende 2001 war klar, dass die vermeintliche Nation-Building-Mission der USA und ihrer Verbündeten in erster Linie ein Rachefeldzug war, obwohl kein einziger Afghane mit den Anschlägen des 11. Septembers 2001 etwas zu tun hatte. Traurigerweise scheint es für einige selbst heute – zwei Jahrzehnte später – weiterhin ein Tabu zu sein, am vorherrschenden Narrativ von George W. Bush, Tony Blair, Donald Rumsfeld und Konsorten zu rütteln. Dabei gehören die genannten Männer weiterhin zu den Hauptarchitekten des verlorenen "War on Terror" und der gegenwärtigen Misere Afghanistans.
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