"Die Begegnung mit Hans-Jürgen war eine schicksalhafte", sagt Helga Müller über ihren 2009 verstorbenen Mann. Hätte sie nicht 1977 im selben Haus, in der Senefelderstraße 97 im Stuttgarter Westen, eine Eigentumswohnung erworben, in dem der Galerist bereits seit einem Jahr wohnte, hätte sie ihn wohl niemals kennengelernt. Und Mariposa hätte es nie gegeben.
<link http: www.mariposa-projekt.de _blank external-link>Mariposa: das große Projekt. Die Zukunftswerkstatt auf Teneriffa, die ursprünglich Atlantis heißen sollte. Wo Entscheidungsträger, so die Idee, mit Künstlern und Wissenschaftlern zusammentreffen sollten, um aus der Welt einen besseren, schöneren Ort zu machen. Auch wenn in der Realität eher Oberstufenschüler kamen – immerhin möglicherweise die Entscheidungsträger von morgen.
Hans-Jürgen Müller war lange Zeit der tonangebende Stuttgarter Galerist. Der gelernte Schriftsetzer, geboren im thüringischen Ilmenau, hatte 1958 seine erste Galerie gegründet. Er vertrat Künstler wie Georg Karl Pfahler, Thomas Lenk oder Cy Twombly, hatte bedeutende Sammlungen aufgebaut, unter anderem von Günther und Renate Hauff oder dem Herausgeber der "Südwestpresse" Kurt Fried, und war Mitbegründer der heutigen Art Cologne. Weniger bekannt ist die Lebensgeschichte seiner zweiten Frau Helga. Sie stammt aus Neustadt an der Weinstraße, ihr Vater war Kaufmann. Als er früh verstarb, führte die Mutter die Kaffeerösterei, Spirituosen- und Gewürzhandlung weiter. Sie zogen nach Saarbrücken. Die Tochter erhielt Klavierunterricht bei Walter Gieseking, einem der großen Pianisten des 20. Jahrhunderts. Sie heiratete und bekam 1963 eine Tochter, ihr einziges Kind. Aber nur Hausfrau zu sein, kam für Helga Müller nicht in Frage.
Helga Müller arbeitete in der Chefetage von Porsche
Mit dem Tag ihrer Abschlussprüfung als Dolmetscherin begann ihre berufliche Karriere. Nach zwei Jahren als Vorstandsassistentin in der Planungsgesellschaft Agiplan wurde sie vom Stromerzeuger Steag nach Essen abgeworben. Dann verlor ihr erster Mann, ein fähiger Ingenieur, seine Stellung und fand erst nach zweieinhalb Jahren etwas Neues: in Stuttgart. Von Witten an der Ruhr, wo sie bisher gelebt hatten, war dies ziemlich weit weg. Wie es der Zufall wollte, suchte aber der Porsche-Vorstandsvorsitzende Ernst Fuhrmann gerade eine Assistentin. Sie bewarb sich, und Fuhrmann entschied sich für sie. "Mein Traum", schwärmt Helga Müller und fügt hinzu: "Ich bin eine verhinderte Rennfahrerin."
3 Kommentare verfügbar
Helga Müller
am 11.01.2017Horst Ruch: Wenn solche "Utopien" (so manche Kommentare damals zu Atlantis) "in der Luft lagen", wie Sie schreiben... Wo wurden sie in die Tat umgesetzt? - Und müssten solche "Träume" nicht erst recht heute geträumt werden, wo wir…