Wer im Supermarkt Camembert und Bordeaux auswählt, kann sich sicher sein, dass er an der Ladenkasse noch den gleichen Preis für die Gaumenfreuden bezahlt wie an Käsetheke und Weinregal ausgeschildert. Bei großen Bauvorhaben der öffentlichen Hand ist das anders. Zwischen Bestellen und Bezahlen explodieren gewöhnlich Kosten. Der Hauptstadtflughafen BER (1,7 auf ca. 5,4 Mrd. Euro), die Hamburger Elbphilharmonie (77 auf 789 Mill. Euro), der tiefergelegte Stuttgarter Hauptbahnhof (2,45 Mrd. auf derzeit bis zu 6,5 Mrd. Euro) sind leuchtende Beispiele, wie sich hierzulande die Preise von Großprojekten während der Planungs- und Bauzeit verselbstständigen. Vervielfachungen sind nichts Außergewöhnliches – und bleiben üblicherweise ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen. Schließlich sind die Steuerzahler Gesamtschuldner.
Auch wenn bei den genannten Projekten die Preise zusammengenommen um rund 8,5 Milliarden Euro gegenüber den anfänglich genannten Kosten explodierten – gute Chancen, als inflationärstes Großprojekt der Gegenwartsgeschichte zu enden, hat ein anderes Vorhaben: Hinkley Point C. Der erste Neubau eines Atomkraftwerks seit fast 20 Jahren in Großbritannien hat sich bislang auf einen Schlag um mehr als zehn Milliarden Euro verteuert. Und dies innerhalb weniger Monate. Nach neuesten Angaben werden die Baukosten für die zwei Druckreaktoren des neuartigen EPR-Typs (Europäischer Druckwasserreaktor) an einem malerischen Küstenstreifen der Grafschaft Somerset auf 24,5 Milliarden britische Pfund (GBP) geschätzt. Nach aktuellem Wechselkurs sind das knapp 31 Milliarden Euro.
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Horcice nad Labem
am 29.10.2014