Alexander Neidlein kämpfte 1993 als 18-Jähriger in Bosnien für den kroatischen Faschisten Dobroslav Paraga und seine Miliz. In einem Telefoninterview mit dem neonazistischen Online-TV-Sender FSN-TV verteidigte er seinen "Einsatz" in Nordbosnien, der Herzegowina und Mostar als "Kampf in der Herzegowina gegen diese Moslems". Er habe helfen wollen, den muslimischen Staat Bosnien-Herzegowina zu verhindern und dafür einen Bauchdurchschuss "von den Muselmännern" erhalten, wie er die muslimischen Bosniaken nennt.
Neben Neidlein kämpften auch andere Neonazis im ehemaligen Jugoslawien auf kroatischer Seite. Zum Beispiel der vor einem Jahr verstorbene Jörg Lange, der zusammen mit Meinolf Schönborn zu den Gründern der Gruppe "Neue Ordnung" gehört, gegen die die Bundesanwaltschaft wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.
Alexander Neidlein kämpfte ein Jahr nach seinem Kroatien-Abenteuer in Südafrika gegen das Ende der Apartheid. Er wurde verhaftet, wegen illegalen Waffenbesitzes zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben, wo er ebenfalls inhaftiert wurde, da er sich seine Reise nach Südafrika durch einen Überfall finanziert hatte. Nach seiner Entlassung war Neidlein bis 2000 Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten im baden-württembergischen Schwäbisch Hall und steigt dann zum JN-Chef im Südwesten auf.
Im einem Interview aus dem Jahr 2012 zeigt sich der NPD-Funktionär unverbesserlich: "Ich bereue definitiv nichts, was ich gemacht habe." So sei er über Silvester wieder bei den "Kameraden" in Zagreb gewesen; zu vielen in Deutschland lebenden Kroaten besitze er beste Kontakte. Einen Artikel vom 28. November 2012 beendet der NPD-Funktionär mit dem Spruch "Freiheit für Kroatien, Deutschland – und ganz Europa." Und mit "Zadom spremni" – "Für die Heimat bereit", dem traditionellen kroatisch-faschistischen Gruß.
Andere extrem rechte Söldner aus Deutschland bereuten ihren Einsatz im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina – nicht zuletzt angesichts der damaligen Kriegsverbrechen. Deutsche Freiwillige waren daran auch beteiligt. Das berichtet der österreichische Aussteiger Wolfgang Niederreiter 1995 in seiner Biografie. Zitat: "Vor uns geht die ATG (Anti-Terroristica-Gruppe), eine Tuta-Einheit, und hinterlässt ihre Spuren: In einer Wiese finden wir eine schwangere Frau, der sie den Bauch aufgeschlitzt, den Fötus herausgerissen und eine Handgranate hineingeworfen hatten. Wir melden unseren Fund, es geschieht aber nichts. Einige Tage sind wir in Mostar, wo ich unter anderem mit ansehen muss, wie ein Deutscher einem sechsjährigen moslemischen Buben eine Handgranate zum Spielen gibt, bei der er schon den Ring abgezogen hat, die also scharfgemacht ist. Ahnungslos hält das Kind die Granate in der Hand. Der Deutsche ist bei der in Mostar stationierten sogenannten HVO-Guerilla-Truppe von General Tuta. Vierzig, fünfzig Soldaten stehen in einem Sicherheitsabstand um diesen moslemischen Jungen herum und sehen zu, was da geschieht. Sie klatschen und freuen sich. Ich kann mich nur umdrehen und weggehen, weil ich gegen so viele Leute nicht unternehmen kann. Hinter meinem Rücken höre ich den Knall der Explosion. Nach einer Stunde komme ich wieder zurück, um zu sehen, was passiert ist. Ich finde die Überreste des Kindes."
Faschistische Kroaten in Deutschland
Seit den 1960er-Jahren hat Deutschland Männer aus dem damaligen Jugoslawien als "Gastarbeiter" angeworben. Zugleich existierte in Westdeutschland bereits eine kleine exilkroatische Gemeinschaft. Es waren vor allem Flüchtlinge vor Tito, nicht selten Anhänger der kroatischen Version des Faschismus, der Ustaša. Die Ustaša hatte mithilfe der Deutschen 1941 einen eigenen, stark katholisch geprägten Staat etabliert. Mit dem "Tausendjährigen Reich" gingen 1945 auch dessen Satelliten unter, und die Kollaborateure versuchten sich in den Westen zu retten, in der Hoffnung, hier auf mehr Gnade zu stoßen oder als antikommunistische Bündnispartner willkommen geheißen zu werden. In ihrem Exil formten die kroatischen Faschisten Gruppen und hofften auf eine baldige Rückkehr im Zuge einer erfolgreichen Austragung des Ost-West-Konflikts.
Besonders die Menschen der zweiten kroatischen Einwanderungswelle in den 90er-Jahren hielten eine enge Verbindung mit der Heimat beziehungsweise der Heimat der Eltern – über Internet und diverse Medien sowie durch Besuche in den Herkunftsregionen.
Die verstärkten Separationsbemühungen und der Ausbruch des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina 1992 hatten starke Rückwirkungen in der jugoslawischen Diaspora. Der Krieg trug die Spaltung in der alten in die neue Heimat. Es entstanden nach Identitäten getrennte Klubs und Cafés. Statt als "Jugoslawen" oder "Jugos", begannen sich viele nun als "Serben", "Bosniaken", "Albaner" oder "Kroaten" zu betrachten. Da bis auf die albanische Minderheit fast alle dieselbe Sprache, das Serbokroatische sprechen, verläuft die Trennlinie eher entlang der konfessionellen Zugehörigkeit. Kroaten sind meist katholisch, Serben meist orthodox und Bosniaken eher muslimisch.
Ultranationalistischer Sänger
Ein Brandbeschleuniger des kroatischen Ultranationalismus im Exil ist heute der Sänger Marko Perković, der sich nach einer Maschinengewehrmarke auch "Thompson" nennt. Das war der Spitzname von Perković im Kroatienkrieg. "Thompson" inszeniert sich auf der Bühne mit Schwert nach dem Vorbild einer Fantasyserie als eine Art "Highlander"-Verschnitt. Seine Texte sind aggressiv-nationalistisch. Immer wieder begrüßt er sein Publikum mit "Zadom Spremni!", zu Deutsch "Für die Heimat bereit", ein alter Gruß der faschistischen Ustaša. Der ultranationalistische Sänger singt für Gott, Familie und Vaterland und gegen dessen (vermeintliche) Feinde. Textbeispiel: "Oj, Neretwa, fließ abwärts, treib die Serben in die blaue Adria." Seine Texte gegen die "Söhne des Judas" lassen eine antisemitische Interpretation zumindest zu.
9 Kommentare verfügbar
Kristian
am 16.12.2013"Turbo Folk" und Thompson sind 2 verschiedene Sachen... meine Güte wie Doof manche Menschen doch sind....
Gibt mal Turbo Folk bei You Tube ein...