Ingrid Keilbach, die zweite Vorstandsfrau, fand ein paar Jahre später zum Sarah. Die 66-Jährige hat etwas Quirliges an sich, im Verein kümmert sie sich jedoch um die eher trockenen Finanzen. Keilbach ist im Lesekreis – den gibt es bereits seit der Gründung. Dort lesen sie in einer Gruppe von etwa zehn Frauen alle möglichen Bücher, meistens feministische, meistens von Frauen. Hin und wieder aber auch von männlichen Autoren, "die schreiben ja auch interessante Sachen, so ist es ja nicht", witzelt Keilbach.
Sie steht in der Sarah-Bibliothek und zeigt das dortige Ordnungssystem. Wie in einer richtigen Bibliothek ist jedes einzelne Buch mit einem Aufkleber versehen, die Bücher sind feinsäuberlich in Themenbereiche gegliedert, sie reichen von der alten Frauenbewegung ab 1800 bis zu Frauengesundheit.
Heute gibt es vier Gruppen und zwei Vereine, die das Sarah regelmäßig als Veranstaltungsort nutzen. Neben dem Lesekreis trifft sich eine Gruppe für Lesben über 30, der Verein der "Spanischsprechenden Frauen in Baden-Württemberg" und der Verein Sisters, der sich für Aussteigerinnen aus der Prostitution stark macht.
Neue Herausforderungen
Das Sarah ist das älteste noch bestehende Frauenzentrum dieser Art in ganz Deutschland. Wenn es um bestimmte Themen geht, merkt man das. Besonders die Generation Feministinnen, für die Alice Schwarzer eine Ikone war, eckt an mancher Stelle bei jungen Feministinnen an. Neue Themen in der feministischen Bewegung von heute, beispielsweise Transgeschlechtlichkeit, sorgen für Konflikte. Denn Alice Schwarzer gilt bei manchen Genz Z Frauen längst nicht mehr als Vorreiterin, sondern eher als TERF (trans exclusive radical feminist).
Im Sarah gibt es kein Zutrittsverbot für Transfrauen, aber das Thema Transgeschlechtlichkeit scheint für die Vorstandsfrauen kein leichtes zu sein. "Mein größtes Problem ist, dass es von allen Seiten keine schlüssige Definition gibt, was eine Frau ist. Wenn eine Transfrau sagt, sie will nicht als Transfrau gesehen werden, sondern einfach als Frau, dann habe ich ein Problem damit", sagt Ingrid Keilbach. "Wir haben ein Schild draußen, da steht Frauen drauf, die Frauen fühlen sich belogen, wenn dann ein Mann da sitzt", sagt Patricia Wolf. Transfrauen als Frauen wahrzunehmen, fällt beiden merklich schwer. Es gibt jedoch Frauenräume, wie das ff*gz, das sich anderen Geschlechtsidentitäten öffnet.
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