Dreiundvierzig tote Schafe – wenn das kein Grund zum Jubeln ist! Denn diese dreiundvierzig Tiere, die da in einer Nacht Ende April in der Nähe von Bad Wildbad zu Tode gebissen wurden oder, weil in Panik in den Fluss geflüchtet, ertrunken sind, die beweisen, dass auch Baden-Württemberg, so wie viele andere Bundesländer vorher, vom hoffnungsvollen "Wolferwartungsgebiet" zum stolzen Wolfaufenthaltsgebiet aufgestiegen ist.
"Ahuuu – Willkommen Wolf!", so schreibt auf seiner Homepage schon lange der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der seit 2005 ein Projekt betreibt, in dem er die Rückkehr und Heimischwerdung des Raubtiers herbeisehnt und auch ermöglicht hat. "Der Wolf kommt nach Hause", so frohlockt der Nabu, der für Wolfspatenschaften wirbt und fordert: "Kümmern wir uns gemeinsam darum, dass der Wolf in Deutschland eine sichere Heimat findet." Und die Schafe … Äh, also die Schafe sind jetzt erst mal nicht so wichtig. Jedenfalls nicht so wichtig wie die dreihundert ehrenamtlichen WolfsbotschafterInnen, die durch die Lande streifen, um "Ängste und Vorurteile aus dem Weg zu räumen" und zu verkünden: "Mit dem Märchen vom bösen Wolf muss endlich Schluss sein."
Denn was wurde und wird da nicht alles zusammengelogen und rufgeschädigt in Folklore, Kunst, Literatur, Film oder Philosophie! Man könnte fast von einer Verschwörungstheorie sprechen. Da wären zum Beispiel die Grimm'schen Angstmacher-Märchen, vor allem das vom Rotkäppchen, das der Nabu besonders schlimm findet. Da wären aber auch diese vielen warnenden und also verleumderischen Sprichwörter ("Auch der wohlerzogene Wolf wird kein Lamm") aus so vielen Ländern und Kulturen. Oder diese Bilder, auf denen Wölfe Pferdekutschen hinterherjagen, Bauern umzingeln oder sich mit Kindern im Maul aus dem Staub machen. Oder diese Filme in Schneelandschaften – von "Wie ein Schrei im Wind" über "Soweit die Füße tragen" bis hin zu "The Grey" –, in denen Menschen von hungrigen Wolfsrudeln verfolgt und angegriffen werden. Von dem so vorsätzlich bösen Vergleich des Thomas Hobbes, demzufolge der Mensch dem Menschen ein Wolf sei, gar nicht erst zu reden.
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Ede Wolf
am 24.07.2018