Hils ist nicht mitgekommen, weil er nicht die übliche Reisereportage machen wollte. Was hätte er auch fotografieren sollen, wenn nicht klar ist, welchen Weg Friedrich Hölderlin genau genommen hat? Den Wanderer Knubben, der vor schießfreudigen Jägern auf der Sauhatz flieht, oder verwunschene Postkutschenwege, auf denen sich der einsame Dichter vielleicht bewegt hat? Getrieben von "Herzens- und Nahrungsnot".
Die beiden Professoren, der eine für Fotografie, der zweite für Kulturwissenschaft, haben eine andere Sicht der Dinge gewählt. Unschärfe, als "Spiegelbild des Ungefähren", wie Hils sagt, bewusst nicht dokumentarisch, um der Fantasie Raum zu geben. Sprich, der lichtbildnerische Amateur Knubben hat geknipst und der Profi am Computer gearbeitet. Herausgekommen sind Bilder von unscheinbarer Schönheit, die allerlei Gedankenspiele zulassen, was Hölderlin auf seiner verstörenden Winterreise wohl passiert sein könnte. Und sind wir nicht alle Wanderer, "fort durchs Leben, und fürchte nichts"?
Claudio Hils, 1962 in Mengen geboren, lebt und arbeitet dort als freier Autorenfotograf und Kommunikationsdesigner. Er ist Kurator zahlreicher Ausstellungen historischer und zeitgenössischer Fotografie und seit 2008 Professor für Fotografie an der Fachhochschule Vorarlberg, Österreich.
Thomas Knubben, 1960 in Rottweil geboren, lebt in Ravensburg und lehrt an der PH Ludwigsburg. Er studierte Geschichte, Germanistik und Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen und Bordeaux. Seine Veröffentlichungen schlagen die Brücke zwischen Kulturgeschichte, Kulturmanagement und Kunst.
Info:
Ausgestellt sind die Hölderlin-Reise-Fotos im <link https: biberach-riss.de tourismus-kultur-freizeit kultur museum-biberach _blank external-link-new-window>Museum Biberach noch bis zum 17. April. In gedruckter Form gibt es "Eine Winterreise" von Thomas Knubben und Claudio Hils im Verlag Klöpfer & Meyer.
1 Kommentar verfügbar
Zaininger
am 16.01.2016