Die Linke war immer dagegen, linke SozialdemokratInnen ebenso, dazu der DGB, manche WissenschaftlerInnen und die Grünen-Bundestagsfraktion. Fritz Kuhn, damaliger Fraktionsvorsitzender, warb 2009 dafür, Bund und Ländern Investitionen auf Pump weiter zu ermöglichen: "Schulden sind Schulden, aber es macht nach unserer Überzeugung einen elementaren Unterschied, warum und zu welchem Zweck sich die öffentliche Hand in einer bestimmten Situation verschuldet."
Als Beispiel führte der heutige Stuttgarter OB fünf Milliarden Euro an, die kreditfinanziert in Klima- und in die Bildungspolitik gesteckt werden könnten, weil es damit "für künftige Generationen logischerweise eine Zukunftsrendite gibt". Durchgesetzt haben sich die Schuldenbremsen-Fans, darunter Winfried Kretschmann, der schon 2005 und damals bundesweit noch einmalig, einen Gesetzentwurf zur "Einführung einer Schuldenbremse nach Schweizer Vorbild" für Baden-Württemberg vorlegte.
Auch Kretschmann argumentiert(e) mit künftigen Generationen. Allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel – dem des Sparens und seinen vermeintlich so heilsamen Resultaten: Eine geänderte Landesverfassung sollte zu Ausgabenbeschränkungen nötigen – um alsdann "Nachfolgepolitikern hier im Landtag finanzielle Spielräume zu eröffnen", um "weiterhin Politik zu gestalten und nicht nur zu verwalten". Für den Bund wurde das Grundgesetz geändert, für die meisten Länder die jeweilige Verfassung. Baden-Württemberg ist, trotz verschiedener Anläufe, eine der wenigen Ausnahmen. "Gott sei Dank", sagen KritikerInnen der Entwicklung wie der Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger.
Bremse mit Konstruktionsfehler
Bald nach Amtsantritt des weltweit ersten grünen Regierungschefs anno 2011 diskutierten Ministerpräsident Kretschmann und der Professor über den Unterschied zwischen dem "Modell schwäbische Hausfrau" und einem "klugen Unternehmer". Bofinger plädierte entschieden dafür, dass Länder und Staaten sich letzteren zum Vorbild machen sollten. "Weiter Kredite aufnehmen für sinnvolle Projekte", lautete sein dringender Rat.
Umstimmen konnte der Wirtschaftsweise, der bis vor Kurzem im fünfköpfigen Sachverständigenrat beharrlich die linke Minderheitenposition vertrat, die Verantwortlichen in Land und Bund nicht. Harsch beschrieb er, was in seinen Augen von Anfang an der Konstruktionsfehler der Schuldenbremse war: Sie sei "von Juristen formuliert worden, die von Ökonomie keine Ahnung haben".
2 Kommentare verfügbar
Marla M.
am 18.06.2019Ich empfinde das "schwäbische Hausfrauen bashen" rassistisch, frauenfeindlich und voll daneben und auf Fakes aufgebaut!
Was passierte wohl, wenn jmd sagen würde jüdische Hausfrau? Schwäbisch darf man jüdisch nicht?
Und: es ist an vielen Stellen weltweit…