Wer am frühen Abend durch Fellbach wandelt, braucht keine Angst vor schwarzen Löchern zu haben. Den Bewohnern der CDU-dominierten Stadt – die Christdemokraten stellen mit Christoph Palm den Oberbürgermeister und mit zehn von 32 Sitzen die stärkste Gemeinderatsfraktion – gehen die 6000 Straßenlichter ungewöhnlich früh auf. Die Lampen flammen fast im gleichen Moment auf, wie die Sonne im Westen versinkt. Also bereits dann, wenn es in mittelschwäbischen Breitengraden eigentlich noch taghell ist. Damit erstrahlt Fellbach eine halbe Stunde früher als alle anderen Nachbarstädte in künstlichem Licht, wie sich von exponierten Orten wie dem Kappelberg aus beobachten lässt. Vom 469 Meter hohen Bergausläufer des Schurwalds, an dessen Hängen fleißige Wengerter derzeit die Weinlese betreiben, können Wanderer auch sehen, dass Fellbach eine weiße Insel im abendlichen Lichtermeer ist. Während das Straßengewirr im Neckar- und im Remstal mit der hereinbrechenden Dunkelheit ins orange-gelbe Licht energieeffizienter Natriumdampflampen getaucht sind, weisen die milchigweißen Fellbacher Straßenzüge auf den Einsatz alter, stromfressender Quecksilberdampfleuchten hin.
Warum die "Stadt der Weine und Kongresse", so die Eigenwerbung Fellbachs, den Nachbarkommunen trotz ähnlicher geografischer Lage täglich vorauseilt, führt Thomas Mahlbacher auf unterschiedliche Steuerungstechniken bei der Straßenbeleuchtung zurück. "Wir verwenden keine Zeitsteuerung, sondern eine Helligkeitssteuerung. Ab einer bestimmten Schaltschwelle schaltet sie die Beleuchtung ein und aus", erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stadtwerke Fellbach (SWF). Er bestätigt auf Kontext-Anfrage, dass noch relativ viele alte, ineffiziente Metalldampflampen in der mit 44 000 Einwohnern zweitgrößten Stadt im Rems-Murr-Kreis im Einsatz sind.
Jede dritte Straßenlaterne ist älter als 25 Jahre
Laut Deutscher Energieangentur (dena) ist in mehr als der Hälfte der Städte und Gemeinden in Deutschland die Straßenbeleuchtung in die Jahre gekommen, technisch veraltet oder hat eine unbefriedigende Lichtqualität. Nach Branchenangaben ist jede dritte deutsche Straßenleuchte älter als 25 Jahre. Fachleute weisen schon seit Jahren darauf hin, dass die Umrüstung auf moderne, energieeffiziente Beleuchtungssysteme ein enormes Einsparpotenzial an Energie, klimaschädlichem CO2 und Stromkosten eröffnet.
Derzeit fließen durchschnittlich 30 bis 50 Prozent der kommunalen Energiekosten in die Straßenbeleuchtung. Mit Investitionen in moderne Beleuchtung würden die kommunalen Stromrechnungen in Deutschland um rund 350 Millionen Euro jährlich sinken. So konzipierte die Stadt Stuttgart kurz nach der Jahrtausendwende einen Lichtmasterplan, um das Sparpotenzial energieeffizienter Straßenbeleuchtung zu erschließen. Wie lohnend die Modernisierung ist, zeigt der der Austausch von 250 Kugellampen in den innerstädtischen Fußgängerzonen mit Design und Technik aus den Siebzigerjahren gegen moderne, effiziente Leuchtenköpfe: Sie sparen 92 400 Kilowattstunden Strom und über 55 Tonnen CO2-Emmission pro Jahr und knapp 14 000 Euro Stromkosten.
9 Kommentare verfügbar
tillupp
am 20.10.2014Palmer: 61,7 (bei 55% Wahlbeiligung: Absolut 33,8% aller Wahlberechtigten)
Soltys: 33,2 (bei 55% Wahlbeiligung: Absolut 18,6% aller Wahlberechtigten)
Rest zusammen: 5,2%…