Herr Kuhn, wenn man die Stuttgarter nach Fritz Kuhn fragt, fällt ihnen nur der Fernsehturm ein, den Sie im März 2013 aus Brandschutzgründen für Besucher haben schließen lassen. A bissle wenig, meinen Sie nicht?
Der Fernsehturm ist nun mal das Wahrzeichen der Stadt. Wenn Sie den schließen müssen, bleibt das in der Erinnerung. Das war eben das Spektakulärste. Aber viel wichtiger ist das, was ich in der Verkehrs-, Wohnungs- und Energiepolitik gemacht habe.
Dann ist das in den Köpfen noch nicht wirklich angekommen.
Das sehe ich anders. Lassen Sie sich nicht täuschen. Ich bin kein Marktschreier, der Seifen verkauft. Ich muss keine Luftballone steigen lassen und nicht ständig Leuchtturmprojekte ausrufen. Max Weber hat dafür den treffenden Begriff der "sterilen Aufgeregtheit" der Politik geprägt. Daher rührt doch zu einem großen Teil auch die Politikverdrossenheit. Die Bürger merken sehr schnell, ob nur von heute auf morgen agiert wird oder ob ihnen eine Perspektive eröffnet wird, ob jemand versucht, die Probleme ernsthaft zu durchdringen. Mein Arbeitsstil heißt: erst schreien, wenn etwas geschafft ist und nicht vorher.
Jetzt kommt die Politik der ruhigen Hand.
Nein. Dieses Bild passt nicht. So nach dem Motto, da hockt einer im Rathaus und dreht Däumchen. Ich bin keiner, der vor Gelassenheit am Einschlafen ist. Dazu bin ich zu unruhig und hibbelig. Stuttgart hat schließlich großen Bedarf an Veränderung. Mir ist wichtig, solide und seriöse Politik für die Stadt zu machen – net mehr und net weniger.
Und wie geht das?
Indem ich erst mal konzeptionelle Grundlagen schaffe. Nehmen Sie das Beispiel Verkehr und den Aktionsplan, den wir erarbeitet haben. Die Stuttgarter Innenstadt steckt im Stau, im Lärm und im Feinstaub. Dagegen helfen keine luftigen Medienaktionen. Dagegen hilft ein intelligentes Parkraummanagement, das es bisher nur im Westen gibt und demnächst auf Mitte, Süden, Norden, Osten und Bad Cannstatt ausgeweitet wird. Wichtig ist auch das Jobticket für Bus und Schiene, das ich bei der Stadtverwaltung eingeführt habe. In vielen Gesprächen mit Unternehmen habe ich erreicht, dass sie mitmachen werden. Die Integrierte Verkehrsleitzentrale ist verbessert, und die Tempo-40-Strecken werden ausgedehnt. Mehr Radwege und E-Mobility gehören ebenso zu diesem Konzept.
Sie wollen 20 Prozent weniger Autoverkehr in der Stadt. Da tritt doch sofort der Gelbe Engel auf den Plan.
Mehr Hubschrauber im Stuttgarter Kessel, das gehört jetzt nicht zu meinem Programm. Aber im Ernst: Das Feinstaubproblem ist keine Luxusdebatte von ein paar Autogegnern. Das geht alle an. Da geht es um die Gesundheit der Stadtbewohner. Die 20 Prozent weniger Autos im Kessel meinen im Übrigen konventionell angetriebene Autos.
9 Kommentare verfügbar
Margot Imm
am 03.02.2014Die Schließung des Fernsehturms oder der urkomische grüne Kurs bei oder gegen Stuttgart…