"Krawalljournalismus" habe Kontext betrieben, schrieb Wilfried R. Seuberth, der Vorsitzende der SPD Degerloch, und konterte damit den Artikel <link http: www.kontextwochenzeitung.de pulsschlag zweikampf-auf-der-zielgeraden-1689.html _blank>"Zweikampf auf der Zielgeraden", in dem die Rede davon war, dass die Stuttgarter SPD den Kandidaten Özdemir unterstützen werde. Man mache ausschließlich Wahlkampf für und mit Ute Vogt und für die SPD, betonte der Genosse und verwahrte sich gegen "dämliche" Gerüchte. Seit Dienstag, den 10. September, liest sich das anders. In einer gemeinsamen Erklärung der Kreisverbände von SPD und Grünen steht, dass man sich "gegenseitig unterstützen" werde. Im Klartext: Im Süden sollen die Sozis für Cem Özdemir, im Norden die Grünen für Nicolas Schäfstoß stimmen. Genau so hatte es der SPD-Kreisvorsitzende Dejan Perc gegenüber Kontext gesagt. <link file:5625 _blank>Die Erklärung im Wortlaut hier.
Wahlhilfe soll auch Kontext betrieben haben. Eine der ersten Mails kam nachts um 2.41 Uhr aus Kopenhagen. Kaum, dass wir im Netz waren. "Wahlwerbung für Cem", ließ Merit L. wissen, "plumpes Polit-Product-Placement". Viel freundlicher waren die folgenden Kommentare, die sich zu Dutzenden mit Kontext, dem Kandidaten Özdemir und Verkehrsminister Hermann beschäftigten, nicht.
Was war passiert? Im Editorial der letzten Ausgabe hatten wir konstatiert, dass die Grünen, die sich bei S 21 schlafen gelegt hatten, "aufgewacht" seien. Ob ihnen das ein inneres Bedürfnis, eine plötzlich wiederkehrende Überzeugung oder nur ein wahltaktisches Kalkül war, haben wir nicht bewertet. Schlicht nur festgestellt. Das ist eine einfache journalistische Übung, die dann angebracht ist, wenn sich etwas Neues tut.
Dasselbe gilt für das Interview mit Winfried Hermann. Der Verkehrsminister hatte lange geschwiegen, warum auch immer. Die einen vermuteten Resignation dahinter, die anderen den Druck Kretschmanns, die Dritten taktische Winkelzüge, die Vierten Verrat. Also genügend Gründe, um den von allen Seiten Attackierten ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Ist das PR für die Grünen oder legitimes Interesse der Leser, die wissen wollen, wie Hermann tickt?
Auf jeden Fall war es die Gelegenheit, nochmals eine Debatte über Stuttgart 21 und die Grünen zu eröffnen. Wer die vielen Kommentare zum <link http: www.kontextwochenzeitung.de macht-markt hier-wird-nichts-durchgewinkt-1717.html _blank>Interview nachliest, wird erkennen, dass das gelungen ist.
Weniger erhellend sind die Stimmen, die pflichtgemäß von der parlamentarischen Opposition kamen. Laut der Nachrichtenagentur dpa hat CDU-Landeschef Thomas Strobl den grünen Politiker davor gewarnt, die Volksabstimmung fortwährend in Frage zu stellen: "Für einen Minister ist das jämmerlich." Der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke sah in Hermanns Aussagen den verzweifelten Versuch, die "uralte und längst entschiedene S-21-Debatte" im Wahlkampf wiederzubeleben. Und CDU-Fraktionsleiter Peter Hauk betonte, Hermann müsse die "Beschlüsse des Landes und den Willen der Menschen umsetzen – und nicht seine".
Das Kino in Bad Waldsee kann kommen
Eine frohe Botschaft erreichte uns aus Oberschwaben. Die wackeren <link http: www.kontextwochenzeitung.de ueberm-kesselrand kartoffeln-statt-kinokunst-1712.html _blank>Kämpfer für ein kommunales Kino in Bad Waldsee haben Erfolg gehabt. Nach mehr als acht Monaten hat das Rathaus seine Blockade aufgegeben und der Seenema-Genossenschaft die Baugenehmigung erteilt. "Hurra, hurra", schrieben sie, die Verantwortlichen haben sich "gnädigerweise entschlossen, uns den Roten Punkt zu geben". Diese Hilfe dürfte politisch voll korrekt sein.
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Ulrich Frank
am 13.09.2013