Das Ende einer einst stolzen Repräsentanz markieren zwei Klebebänder. Sie verdecken das Firmenschild der "Stuttgarter Zeitung" (StZ) an der Eingangstür des Tagblatt-Turms, wo ihre Geschichte begonnen hat. Mitten in der Stadt, im ehemals höchsten Gebäude mit 61 Metern, benannt nach dem "Neuen Stuttgarter Tagblatt" (1909–1943). Hier erschien die StZ erstmals am 18. September 1945, hier arbeitete die Redaktion bis 1978, ehe sie auf die grüne Wiese nach Möhringen musste. Geblieben ist eine Etage im ersten Stock, an der es jetzt auch keine Klingel mehr gibt. Der Turm und die Zeitung – das ist Geschichte.
Eine historische Randnotiz könnte man sagen, Büros eben, nicht der Rede wert. Und doch zeigt es etwas auf, was den Zeitungen nicht gut tut: die Entfernung von ihren LeserInnen, denen sie erzählen, sie seien ganz bei ihnen. Denen sie immer neue Angebote machen – zählen Sie mal die Newsletter! –, damit sie mitreden könnten, am besten im demokratischen Diskurs. Und dennoch verstärkt sich der Verdacht, dass sie nur die KonsumentInnenschar im Sinn haben, die fürs Wohlergehen der Eigentümer sorgen soll. Für sie ist der Tagblatt-Turm nur ein Kostenfaktor.
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jörg Krauß
am 02.01.2022