Herr Lochthofen, die Panama Papers machen Furore. Es gibt ihn also noch, den guten, alten Qualitätsjournalismus?
Zweifelsohne gibt es den, und ich bin verwundert darüber, wie leicht sich dieser Journalismus hat beeindrucken lassen von einer unsinnigen Lügenpresse-Diskussion, die Zeitungen und öffentlich-rechtliche Medien gleichermaßen schlechtredet. Die Leute, die das skandieren, lesen keine Zeitung. Ob sie überhaupt lesen, ist stark zu bezweifeln. Gerade hier im Osten, wo der Anteil von ARD und ZDF am Fall der Mauer enorm ist, muss man völlig geschichtsvergessen sein, um so einen Unsinn zu behaupten.
Beruhigt zurücklehnen ist aber auch nicht drin. In Thüringen fusionieren Zeitungen der Funke-Gruppe, bei der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) in Stuttgart passiert dasselbe.
Das Geschäftsmodell der Verlage, das über Jahrhunderte funktioniert hat, funktioniert heute nicht mehr. Doch die Geschäftsführer der aktuellen Generation haben es nicht geschafft, Neues hervorzubringen. In hilfloser Verzweiflung versuchen sie, noch etwas Geld herauszupressen, indem sie Zeitungen redaktionell zusammenlegen, Redakteure entlassen und damit die Marken aushöhlen. Das ist ein verhängnisvoller Weg, aber er wird fast flächendeckend in Deutschland betrieben.
Und der Journalismus bleibt auf der Strecke?
Er ist gefährdet, weil die Verleger mit Geldzählen beschäftigt waren und dabei die Veränderung in der modernen Medienlandschaft verschlafen haben. Es sind Millionengewinne gemacht worden, die aber nicht in die Modernisierung der Häuser und redaktionelle Qualität gesteckt wurden. Die "Thüringer Allgemeine" hat 20 Jahre lang in Aufbau West gemacht. In meiner Zeit als Chefredakteur wurden aus dem Osten hohe Millionenbeträge an die damalige WAZ und heutige Funke-Gruppe überwiesen. Die sind leider versickert, versandet, verfrühstückt worden.
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Gela
am 18.04.2016