Chefredakteur Christoph Reisinger hatte einen heißen Tipp für einen heikles Ende: Man müsse "die dunklen und die hellen Seiten auf einen Schlag präsentieren", gab Reisinger die Parole auf einer Betriebsversammlung im Stuttgarter Pressehaus aus. Dunkel, so der Mann, der seit 2011 "Sonntag Aktuell" verantwortet, sei, dass der Sonntag zeitungslos bleiben werde. Hell allerdings, dass alle Abonnenten am Samstag etwas mehr bekämen, was sie sich, ganz nach Schwabenart, für Sonntag aufsparen können. Die Strategie scheint im Pressehaus Gefallen gefunden zu haben.
Am 10. März wurde das Ende der siebten Ausgabe in Stuttgarter Zeitung (StZ) und Stuttgarter Nachrichten (StN) vermeldet. Strahlend hell natürlich und unter der verheißungsvollen Überschrift "Das neue Wochenende". In den leuchtendsten Farben wird beschrieben, was denn nun alles besser wird: Das Wochenende beginnt schon am Donnerstag mit den Freizeittipps – schließlich will der Wochenendausflug nicht erst am Sonntag geplant werden. "Eine geballte Ladung Lesefreude aus den Themenbereichen Lebensart, Ratgeber, Reise und Rätsel", so der Werbetext, wird am Samstag geliefert, zum Beispiel, wie die Familie tickt und was im Garten so wächst. "Wochenende. Das Magazin von Sonntag Aktuell" heißt die Samstags-Wundertüte. Für Sportliebhaber gibt es am Sonntag sogar eine App, auch wenn man bis heute noch nicht so recht weiß, ob die funktioniert.
Ach ja, übrigens und leider, gibt es die Sonntagszeitung am Ostersonntag zum letzten Mal. Selten wurde das Ende einer Zeitung so fröhlich nebenbei verkündet.
Für zusätzliche Leserverwirrung sorgte Anfang März eine Online-Befragung der "Stuttgarter Zeitung" und der Dualen Hochschule (DHBW) bei StZ-LeserInnen. Ausgerechnet "Sonntag Aktuell" sollten sie mit Noten von 1 bis 5 bewerten. Mitteilungswilligen wurde ein Gutschein im Wert von 40 Euro in Aussicht gestellt und eine "ergänzende Umfrage" Ende April. "Wir würden uns freuen, wenn Sie auch an dieser Umfrage teilnehmen. Damit erhöhen Sie auch Ihre Gewinnchancen für die Verlosung." Ende April eine zweite Umfrage? Da ist die Zeitung schon vier Wochen Geschichte.
Journalistisch abgespeckt bis zur Bedeutungslosigkeit
Nebelkerzen allerorten. Deshalb noch einmal im Klartext: Ab 3. April 2016 gibt es für AbonnentInnen von StZ, StN und nahezu 30 regionalen Zeitungen keine Sonntagszeitung mehr. Schluss, aus und Feierabend. Mag der Name des Samstagsmagazins auch etwas anderes suggerieren: Am Sonntag bleibt der Briefkasten zukünftig leer.
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Blender
am 05.04.2016