Kontext hatte über die Sparprogramme berichtet, über schlechte Stimmung und Angst in den Redaktionen und einen neu eingesetzten Verlagsleiter, der wie der Sensenmann durch den Verlag geistert und alles beschneidet, was ein paar Cent mehr Kosten verursacht, als Unternehmensberatungsfirmen empfehlen. Es gab an manchen Tagen nicht einmal Klopapier auf den Toiletten, sagt man. Vor allem sägt er an der Seele der kleinen Zeitung, am journalistischen Selbstverständnis der Kollegen, die sich einsetzen für ihre Region, aber angesichts eines immer größer werdenden Haufens an Zusatzaufgaben und im Lichte einer zusehends schwindenden Personaldecke kaum mehr Luft holen können.
Die Kommentare unter dem Tagblatt-Artikel in Kontext lesen sich wie eine Sammelsurium kleiner und großer Aufgeregtheiten. Redaktionsleiter Gernot Stegert schaltete sich ein, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer wollte sich nicht zum Thema äußern, verbreitete den Text aber über seinen Facebook-Account.
Geändert hat sich bei der Tübinger Zeitung seitdem wenig. Rund zehn Mitarbeiter haben Aufhebungsverträge unterschrieben, die Tübinger Stammredaktion und ihre Außenposten sollen auch 2014 stetig verkleinert werden, hört man. Die Stimmung ist gedrückt bis schlecht. Die Geschäftsleitung verfolgt akribisch alle Informationen, die nach außen dringen. Verlagsleiter Gerd Waldenmaier wird immer noch gefürchtet und hat sich in seinem wohl oft ungebührlichen Auftreten gegenüber Mitarbeitern kaum verändert. Verdi-Sekretär Gerd Manthey sagt zur Lage in der Redaktion: "Mit Bedauern muss man feststellen, dass die Geschäftsleitung des Schwäbischen Tagblatts nichts gelernt hat und weiterhin dem Trend folgt, Personal abzubauen und Gewinne zu stabilisieren. Und die Qualität der Zeitung? Die nimmt immer weiter ab."
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