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Villa Berg

In der Warteschleife

Villa Berg: In der Warteschleife
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Bald zwanzig Jahre steht die Villa Berg in Stuttgart nun leer. Nach vorbildlicher Beteiligung der Bürger:innen wurden die ursprünglichen Pläne etwas abgespeckt. Es wird Zeit, sie umzusetzen.

Erwacht die Villa Berg nun endlich aus ihrem Dornröschenschlaf? Sie ist eingerüstet. Zäune und schwarze Folien bereiten auch im umliegenden Park die Sanierung vor. Anfang 2024 hatte der Gemeinderat die Planungen auf Eis gelegt. Ein deutlich zu voluminöser Entwurf und hohe Kosten hatten zu einem Aufschrei geführt. Bauherrin – die Stadt Stuttgart – und Architekten sollten nach Einsparpotenzialen suchen.

In der Projektgruppe Villa Berg, in der kritische Bürger:innen das Vorhaben seit 2016 begleiten, hat Astrid Schmelzer vom Stadtplanungsamt Anfang Dezember den Stand der Dinge erläutert: Nur noch ein Anbau an der Nordseite, wo schon die historische Villa zwei zusätzliche Flügel hatte, wird weiter verfolgt. Der vorgesehene kleine Saal wird deutlich kleiner. Nun muss wieder der Gemeinderat entscheiden, irgendwann Anfang 2025.

Ausgabe 676, 13.03.2024

Was darf's sein?

Von Dietrich Heißenbüttel

Noch immer ist die Villa Berg nicht wachgeküsst. Die nach Kriegszerstörungen vom Süddeutschen Rundfunk umgebaute Stuttgarter Königsvilla, ein Kulturdenkmal ersten Ranges, steht seit 19 Jahren leer. Es gibt noch Klärungsbedarf.

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Schmelzer brauchte eine Engelsgeduld. Jede:r hatte etwas auszusetzen. Das Stadtplanungsamt hat die Verkehrsströme untersucht. Sollten Fuß- und Radverkehr nicht besser getrennt werden? Hinzu kommt Kritik an den Zahlen. Ein halbes Jahr nach der CDU hat auch die Fraktion SÖS/Linke beantragt, nur noch das Notwendigste zu tun.

Von den vor einem Jahr genannten 170 Millionen Euro Gesamtkosten gehen allerdings 70 Millionen auf das Konto des Parks. Allein die Tiefgarage und die denkmalgeschützten Wasserterrassen schlagen nach aktuellem Stand mit rund zehn Millionen zu Buche. Die Villa selbst, ein herausragendes Baudenkmal, ist ohnehin sanierungsbedürftig. Seit bald zwanzig Jahren steht sie leer. Ein Großteil der Kosten ist kaum zu vermeiden.

Um noch einmal zu rekapitulieren: Der lange Leerstand geht primär darauf zurück, dass die Stadt lange Zeit Investoren das Feld überlassen hat. Das konnte nur schiefgehen. Erst die Initiative Occupy Villa Berg hat mit viel Engagement und großer Beteiligung Alternativen aufgezeigt, die in einer vorbildlichen Bürgerbeteiligung weiter ausgearbeitet wurden. So sollte es nach den Leitlinien der EU eigentlich immer gehen: Die Bürger:innen entscheiden, die Verwaltung setzt um. 

Der kleine Saal ist Teil des Nutzungskonzepts, das der Gemeinderat vor zwei Jahren beschlossen hat und das niemand in Frage stellt. Er soll Initiativen aus dem Stuttgarter Osten Raum geben, ohne den Konzertbetrieb im großen Sendesaal der Villa zu beeinträchtigen. Er passt nicht in die Villa, weil das ursprünglich dafür vorgesehene sogenannte Stimmzimmer sich als ungeeignet erweist. Mit dem Anbau an der Nordseite ist den Architekt:innen nun im dritten Anlauf eine überzeugende Lösung gelungen. Es wird Zeit, ins Handeln zu kommen.

Jede weitere Verzögerung treibt die Kosten nur weiter in die Höhe und gefährdet das Projekt, das einmal so gut angefangen hat. Was wäre denn die Alternative? Der derzeitige Stand ist das Ergebnis davon, was die Stadt aus negativen Erfahrungen gelernt hat. Das Stadtplanungsamt hat jedenfalls, um nicht länger warten zu müssen, schon mal angefangen und das Gerüst aufgestellt. Um die Fassaden zu untersuchen. Die sich erfreulicherweise in einem relativ guten Zustand befinden.

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2 Kommentare verfügbar

  • Marcel
    vor 2 Wochen
    Antworten
    Es ist schön, wenn es sich um eines der ältesten werbefreien Angebote handelt, allerdings trüben zwei Dinge meinen Leseeindruck:

    Das grauenhafte Gegendere und auch der Satzbau: "Um die Fassaden zu untersuchen. Die sich erfreulicherweise in einem relativ guten Zustand befinden."

    Wie wäre es mit…
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