"Wir sind beide zerstört", sagt Karen, die beladen mit Vergangenheit auf Bakers Insel gekommen ist und hier auftaucht wie eine in schlafwandlerischem Gestus agierende Traumfrau. Oder vielleicht nur als geträumte Frau? Und wer ist denn dieser schmächtige Mann im schwarzen Anzug, der wegen einer wichtigen Sache immer wieder Baker treffen will, ihn immer wieder verpasst und einmal Shakespeare zitiert: "Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind"? Und wer ist dieser Junge, der in einem dunklen Zimmer am Computer sitzt, so als werde er von der Welt da draußen bedroht? Und was hat, neben dem erwähnten Thunfisch, der Fregattvogel zu bedeuten, der immer so wichtig herumschwebt? Und wo, bitte, liegt eigentlich diese Insel genau, auf der Baker jetzt von allen gewarnt wird: Bitte keinen Mord begehen!
Twist ins Nirgendwo
Es passiert schließlich etwas Entscheidendes mit diesem Film, er gibt sich einen Twist, der es ihm ermöglicht, sich selber zu dekonstruieren und philosophisch-existenzialistische Fragen aufzuwerfen. Was ist Schicksal, was ist freier Wille? Ist es möglich, als Spielfigur die Regeln zu ändern, sich auf eine andere Ebene zu bringen oder gar auszusteigen? Taugt die Fantasie dazu, sich vor der bösen Realität zu retten? Und kann ein Film noch weiter funktionieren, wenn er sich selber den Boden wegzieht, ja, wenn er sich quasi rückwirkend inspiziert und dabei das vorher Gezeigte für ungültig erklärt? Die Antwort auf die letzte Frage lautet: Nein! "Im Netz der Versuchung" scheitert an seinen großen Ambitionen, er kann den Zuschauer zwar verblüffen, aber nicht mehr mitnehmen.
Und doch: dieser von der US-Kritik arg gezauste Film kann auf trashige Weise Spaß machen. Sogar die US-Filmkritikerin Christy Lemire beginnt (auf der Seite <link https: www.rogerebert.com reviews serenity-2019 _blank external-link>www.rogerebert.com) ihren Verriss so: "'Serenity' ist furchtbar und verrückt und wird ganz sicher einer der schlechtesten Filme des Jahres 2019 werden. Aber er ist auch eine so wilde und ambitionierte Achterbahnfahrt, dass man ihn erleben muss, bevorzugt mit Freunden, um über den kitschigen Dialog zu lachen, über die exaltierte Schauspielerei und die vielen radikalen Wendungen der Geschichte." Also doch rein ins Kino? Nun, zu einer Empfehlung lässt sich diese Kontext-Kritik nicht hinreißen. Höchstens zu der Anmerkung: Auf eigene Gefahr!
"Im Netz der Versuchung" ist ab Donnerstag, 2. Mai, in den deutschen Kinos zu sehen. Welche Spielstätte den Film in Ihrer Nähe zeigt, <link https: www.kino-zeit.de>sehen Sie hier.
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