Vollgestopft bis unter die Decke ist die Schleyer-Halle am vergangenen Sonntag, als die vier Böhsen Onkelz mit reichlich Verspätung die Bühne betreten und den ersten Song ihres neuen Albums abfeuern: "Gott hat ein Problem". Die Menge tobt, ein Meer aus euphorisierten Menschen setzt sich in Bewegung. "Wir leben, wir leben!", raunt Sänger Kevin Russell ins Mikrofon. Eine Melange aus Hofbräu und Zigarettenrauch liegt in der Luft. Zwei Tage hintereinander hat es die umstrittene Band aus dem unterfränkischen Hösbach geschafft, die größte Konzert-Location Stuttgarts zu füllen. Ohne nennenswerte Werbung. Das schaffen sonst nur Phänomene wie die Fantastischen Vier oder Helene Fischer.
Dass man in der Konzerthalle nicht quarzen darf, ist vielen BesucherInnen spätestens dann scheißegal, wenn das Hallenlicht ausgeht. Rauchen trotz Verbot ist zwar kein genuines Onkelz-Fan-Verhalten. Doch wenn Russell von der riesigen Bühne mit enormen LED-Wänden und High-End-Lichtshow aus meterhohen Boxen röhrt, dass er "der faule Zahn in deinem weißen Lächeln" ist, wird schnell klar, dass sich Onkelz-Texte mit einer Kippe im Mundwinkel authentischer mitsingen lassen. Denn Band und Fans inszenieren sich nach rund 30 Jahren Bandgeschichte immer noch als Rebellen.
11 Kommentare verfügbar
Wolfgang
am 06.12.2016Davon zeugt schon allein das Foto vor der "Schleyerhalle".