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"Bild" ist beliebter als Kontext

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Im Süden Chinas, wo immer das sein mag, haben 1000 aufgebrachte Bürger (keine Rede von Frauen, die sind ja auch nicht im ZK) die Polizei angegriffen und mehr als zehn Polizisten verletzt – sagt die Polizei. Fast wie bei uns also.

Im Gegensatz dazu sagt die freie Presse, wo immer die sein mag und fast wie bei uns, es wären 10 000 Bürgerinnen und Bürger gewesen, demonstrierend und friedlich, für freie Gewerkschaften, wie bei uns. Wenigstens zehn Tote, Hunderte Verletzte. Seit die chinesischen Gewerkschaften verstaatlicht sind und mitregieren, kann sich Mao Tse-tung, wenn er so was hört, auch nicht mehr im Grabe rumdrehen, um laut zu protestieren und den echten Kommunismus einzufordern: Er liegt verkehrt herum, auf dem Mund, wie alle Maoisten.

Ja, die Massen! Kein Lenker mehr da, nirgends. Wer soll dann für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität sorgen, nicht nur im Osten, wo einst die Sonne aufgeht, wie schon meine Omi Glimbzsch aus Zittau wusste? Gut, Peer Steinbrück. Vielleicht nicht gerade das Gelbe vom Ei, nicht mal für China. Aber sonst ist ja keiner in Sicht! Und so viel besser ist die Merkel auch wieder nicht. Na ja, beliebter, aber woran misst man Beliebtheit? An Wahlergebnissen. Oder an Quoten. RTL ist beliebter als Arte, schade. "Bild" ist beliebter als Kontext. Genau genommen auch schade.

Hoffen wir also auf eine freie und faire Presse und dass die Sonne für alle scheint, wenigstens tagsüber, auch für die Kunden von KiK und C&A – also für uns. Damit wir wenigstens zu Weihnachten nicht wieder diese Bilder sehen müssen, die mit den Verbrannten. Weihnachten wollen wir unsere Ruhe und preiswerte Jeans für alle und nix hören von Gewerkschaften und brennenden Fabriken und Solidarität und Gift in Asse und Terror und Krieg. Friede sei mit euch, und Sicherheit. Frau Merkel hat dazu angemerkt, dass Letztere nur durch die Waffen zu haben sei, und zog den Helm vor den deutschen Jungs am Hindukusch. Klar, wir halten die Colts auch anderswo bereit, quasi hinterrücks. Wie einfallslos, weltweit.

Peter Grohmann.Ruhe soll sein, auch in Bethlehem. Darum bitte ich auch meine lieben Moslembrüder und meine lieben Schwestern im Kibbuz, die Moschawim, die Haganas. Ihr wisst doch, das wäre auch im Sinne von Jesus, also von uns, und von Mohammed. Und sowieso im Namen dessen, dessen Namen man nicht aussprechen darf. Ach Gottchen, ich schon, als alter Atheist.

 

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die Anstifter.

 


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