Leider popeider, es hat nicht sollen sein: So hart hatte der SPD-Kanzler mit der Willensstärke eines Hobbits auf Ringwanderung und prophetischem "Zeitenwende"-Geschwurbel an der Remilitarisierung Deutschlands und einer Neuauflage einer Red Scare geschraubt, als er noch in den Chefsessel furzen durfte; so fleißig hat Kriegsminister Boris Pistorius (SPD) die Wehrhaftmachung des Nabels der westlichen Demokratie beschworen; so bildungsorientiert hatte Bettina Stark-Watzinger (FDP; R.I.P., haha) dafür gekämpft, Schülerinnen und Schüler ein ganz natürliches, "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" im Unterricht einzuimpfen; so friedliebend wollten Grüne in Bayern den Volkskörper mit einem kongenialen "Freiheitsdienst" stählen; so unerbittlich hat die bürgerliche Presse – allen voran die FAZ – die Barbarisierung ihrer Leserschaft betrieben und etwa Ex-Botschafter Eckard Lübkemeier vom Aufstieg Deutschlands zur Nuklearmacht träumen lassen. Doch am Ende haben sich Friedrich Merz' feuchten Oberindianderträume von einer "Dienstpflicht" an der Waffe in Luft aufgelöst wie die Federn auf seinem Kopf: Mit der SPD war im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung einfach keine neue Wehrpflicht zu machen. Was ist da los, SPD? Erst heiß auf Rüstung machen und dann Flaute in der Schamkapsel? Alles nur Show.

Denn eine haarige Insel der Hoffnung haben die Sozialdemokraten Merz bewusst über der Stirn stehen lassen. Einig sind sich CDU/CSU und SPD laut Koalitionsvertrag nämlich längst darüber, dass "unsere Sicherheit" "so stark bedroht" ist "wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr". Auch herrscht in der neuen Regierung Konsens darüber, dass "die größte und direkteste Bedrohung" dabei von Russland ausgehe, weil es einen "brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" (welcher Krieg ist nicht brutal?) gegen die Ukraine führe, "weiter massiv aufrüstet" und sich "das Machtstreben von Wladimir Putin (…) gegen die regelbasierte internationale Ordnung" richte. So klein der Signature-Büschel auf Friedrich Merz' Kopf, so groß seine Wirkung. Kein Witz: Zoomen Sie das nächste Mal, wenn Ihnen eine Frontalaufnahme des wohl nächsten deutschen Kanzlers mit der cringesten Frisur ever über den Bildschirm läuft, hinein ins Foto, machen Sie einen Screenshot und posten die Nahaufnahme von Friedrich Merz' Kopf auf Ihrem Profil. Keine Minute später wird es gelöscht mit Verwarnung und Hinweis darauf, dass das Foto "im Zusammenhang steht mit der Aufforderung zu sexuellen Aktivitäten". Friedrich Merz ist einfach zu sexuell fürs Internet. Woher ich das weiß? Fragen Sie nicht. Das ist ja auch gar nicht das Thema hier.
"Zunächst" als Abgrenzung zur CDU
Das Thema ist vielmehr, was der versexte Büschel auf Merz' Kopf mit der ablehnenden Haltung der SPD gegenüber der Wehrpflicht zu tun hat, obwohl sie selbst seit geraumer Zeit aggressiv für Krieg einpeitscht. Und die Antwort ist ziemlich einfach: Er verhält sich so, wie das kleine Wörtchen "zunächst" im Satz "Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert" im Koalitionsvertrag der neuen Regierung: ZUNÄCHST wird es keine Pflicht zum Dienst an der Waffe geben. ZUNÄCHST sind für CDU/CSU und SPD "für die neue Ausgestaltung dieses Dienstes (…) die Kriterien Attraktivität, Sinnhaftigkeit und Beitrag zur Aufwuchsfähigkeit leitend". ZUNÄCHST setzt das Ehepaar CDU und SPD mit dem christlich-bayerischen Leberkäslaib CSU im ehelichen Gräbele auf "Wertschätzung durch anspruchsvollen Dienst, verbunden mit Qualifikationsmöglichkeiten", um "die Bereitschaft zum Wehrdienst dauerhaft [zu] steigern". Das Wörtchen "zunächst" war es also, was die SPD den Christdemokraten aus den Rippen leiern konnte, um sich jetzt, nach verlorener Powerposition, nach außen hin von der CDU abzugrenzen. Innerhalb der Regierung dürfte es – wie auch sonst überall nachles-, -seh- und -hörbar – kein Geheimnis sein, dass die SPD schon während ihrer Regierungszeit Bock auf Krieg hatte, um Deutschland nach 80 Jahren schlechtem Gewissen endlich wieder zur Schaltzentrale imperialistischer Großreichsinteressen zu machen.
1 Kommentar verfügbar
Reinhard Muth
vor 16 StundenZuerst provozieren Nato und westliche Regierungen den russischen Bären, indem sie nicht auf seine Wünsche nach Sicherheit eingehen und Nato und wirtschaftliche Einflusszonen immer weiter nach Osten auf die russische Grenze zu ausweiten. Dann wundern sie sich…