KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Wettern der Woche

Bullshit mit Laschet

Wettern der Woche: Bullshit mit Laschet
|

Datum:

Meine Heimatzeitung hat es geahnt! Fette Überschrift auf Seite 3: "Das Leid nimmt kein Ende". Direkt und etwas daneben dann ein Beitrag übern neuen Porsche: "Der Trend geht in Richtung Luxus". Wenn schon, denn schon! Niemand kann die Widersprüche in dieser Zeit der großen Klappen, großen Autos und grünen Raupen Nimmersatt besser auf den Punkt bringen! Bullshit im Regen – und Laschet lacht, latscht in Sieben-Lügen-Stiefeln durch den Schlamm und guckt gemeinsam mit uns Katastrophen.

Vielleicht sind die Hardliner vom Hambacher Forst nur politische Windeier? Letztlich tut man in NRW fast so wenig für einen radikalen Klimaschutz wie in Baden-Württemberg. Doch der Blick auf die Börsennachrichten zeigt die ganze Wahrheit: Das Renditebewusstsein ist so radikal gestiegen wie die Privatvermögen. Neues Rekordhoch: sieben Billionen Euro. Einerseits. Andererseits reißen sich immer mehr Leute den Arsch zweimal auf, um ihre Familie mit ein, zwei Minijobs durchzubringen. Ach, Deutschland!

Was in diesen Tagen zwischen Maaß und Memel, zwischen Rhein und Donau und Elbe niedergeht an dummem Geschwätz und Starkregen, geht auf keine Kuhhaut, würde meine Omi Glimbzsch sofort sagen. Denn jetzt steht das Wasser selbst in Zittau den Leuten bis zum Hals – auch den Atheisten, die bislang glaubten, es gäbe gar keinen Klimawandel, ansonsten sei der liebe Gott für alles verantwortlich und würde es schon richten. Wahr ist: Gott ist stinksauer. Vielleicht sollte er seinen Sohn runterschicken und die Händler aus dem Bahnhof jagen?

Halt – jetzt bloß nicht wieder was Falsches zu Stuttgart 21! Denn es ist absoluter Unsinn, was interessierte Kreise momentan posten – dass nämlich der unterirdische Bahnhof, fertig oder nicht, absaufen könnte, mitsamt der 1. Klasse. Also bitte sachlich bleiben wie die beiden Alt-68er Ronald Pofalla und Andreas Scheuer. Die zwei Visionäre des Wandels hat man wieder und wieder an die Grenzen des Wachstums geführt. Dass man in den verrauchten Hinterzimmern des feudalen Club of Rome schon vor fuffzig Jahren vor Stuttgart 21 gewarnt hat, wurde aber Medien wie Regierenden verschwiegen. Es blieb damals und bis heute streng geheim.

Angesichts steigender Fluten hat aber die rot-grüne Bundesregierung bereits vor 20 Jahren, 2002 nach dem Elbe-Hochwasser, ein ambitioniertes Gesetz zum vorbeugenden Hochwasserschutz vorgelegt. Da stand im Prinzip alles das drin, was man übermorgen vielleicht eventuell unter Umständen machen können wird, also alles das, was vorvorgestern CDU/CSU und FDP (Merkel und Westerwelle) verhindert haben. Wichtigste Grundlage des Gesetzes: eine Studie des Bundesamtes für Gewässerschutz, in der mögliche Auswirkungen der Erderwärmung auf die Flussregime vor allem in den Mittelgebirgsregionen beschrieben wurden. Nachdem man dem Gesetz alle Zähne gezogen hatte, wurde es 2004 verabschiedet. Tschüss, bis zum nächsten Mal.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


5 Kommentare verfügbar

  • Jue.So Jürgen Sojka
    am 22.07.2021
    Antworten
    Sprache aus meinen Kindertagen der 1960er Jahre "Bullshit" wie auch "Radikalinski", das zusammengesetzt aus dem Wort "radikal" und der slawischen Endung in Familiennamen "-inski" gebildet ist: Extremist, Extremistin, Terrorist, Terroristin

    Aus dem rein maskulinen Begriff, wird so…
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!