Keine Frage: Bei der jüngsten Präsidentenwahl in Polen hat Gott mitgewählt – aber es hat für Rafal Trzaskowski leider nicht ganz gereicht. Der polnische Klerus hat dem Himmel einmal mehr gezeigt, wer hier wirklich Herr im Hause ist. Und es ist nicht die erste Niederlage von denen ganz oben, ob Sie's nun glauben oder nicht. Mag sein, dass es den Seinen der Herr im Schlafe gibt – aber dann heißt's: aufgewacht! Und noch ist Polen nicht verloren. Und du da: auch nicht die Westgebiete. Trotz Homophobie, Antisemitismus und Kinderschändung: In Polen wird's heller.
Aufgewacht ist auch die Krawallstadt Stuttgart. Eine der größten Zeitungen im Lande schrieb am 13. Juli 2020, dass eine proteinreiche Ernährung – viel Fleisch und rote Wurscht – impulsives und aggressives Verhalten vor allem bei Männern verstärkt. Momentan denkt man bei der hiesigen Polizei darüber nach, neben einem großen "A" im Pass (für Ausländer, Asylant, Afrikaner oder Asiate) ein kleines "a" hinzuzufügen – für aggressiv. An ein "J" (für jung oder Junkie) denkt natürlich niemand.
Auch wichtige Politiker nehmen es hin und wieder und immer öfter mit der Wahrheit nicht so genau. Es ist eher ein Märchen à la Wilhelm Hauff (Das kalte Herz), wenn behauptet wird, so etwas habe es "noch nie" gegeben und "Respekt" vor der Polizei gefordert wird. Ich sag' mal so: Der mangelnde Respekt vor Obrigkeiten und westlichen Werten, gepaart mit Dummheit und Fleischkäs', hat seine Ursachen auch im mangelnden Respekt der Gesellschaft vor der Not der Menschen, der trinkfesten Unfähigkeit, den Ertrinkenden die rettende Hand zu reichen, kurzum: Mensch und Natur zu schützen. Das wär' ein Leichtes.
Aber was für ein Sommer! Denken Sie nur an Jalta, ans Potsdamer Abkommen im Juli 1945. Verdammt lang her, verdammt lang! Heut drängelt alles in die Lüfte. Alles will Konsum, damit wieder alles wird, wie es nie wahr war. Und alles, was jahrzehntelang den Mund gehalten hat, rettet jetzt die Republik, kämpft fürs Grundgesetz und gegen die Corona-Lügen. Ja, damals, da fuhren die Busse, taghell war's, die Linken in die KZs, da wanderten, taghell war's, in langen Kolonnen die Stuttgarter Juden zum Killesberg, der Vernichtung entgegen. Tags drauf wurden ihre Meißner Mokka-Services, ihre Möbel und Hegels Erstausgaben meistbietend an die Nachbarschaft verscherbelt. Wir trinken heute noch aus diesen Tassen. Was für ein Sommer!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.
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Martin Storz
am 15.07.2020