Die gute Nachricht zuerst: Am Anfang war das Wort. Die wortmagereren Zeiten heute leben allerdings eher vom Weglassen. Bei den jüngsten Wahlnachrichten aus Finnland reicht's auch öffentlich-rechtlich eben mal von den Sozialdemokraten über die wahren Finninnen bis zu den Konservativen – und aus die Maus. Dann kommt Sport. Linke, Grüne und andere Kleinigkeiten machen dann zwar immer noch 25 bis 30 Prozent aus, verschwinden aber häufig wie das Nordlicht am Polarhimmel. Das ist wenigstens ganz kurz zu sehen.
Anders als eine Nachricht in der hiesigen Tagespresse, nach der man vergeblich suchte: Eine Gedenkfeier für die ermordeten Sinti und Roma am Stuttgarter Mahnmal für die Opfer des Faschismus am 8. April war der Tagespresse keine Zeile wert, null, nix. Im Herzen der Stadt standen die Angehörigen der Opfer, Europaabgeordnete, Autoren, Künstlerinnen und wenigstens 200 bis 300 Menschen. Ob sie in den folgenden Tagen auf einen bescheidenen Bericht in der Tagespresse über die aus der Stadt und dem Land nach Auschwitz deportierten Sinti und Roma gehofft hatten, ist nicht überliefert. Aber "die Zeitung" hatte das Gedenken immerhin in drei Zeilen angekündigt – in der Rubrik "Feste". Die Minderheit war irritiert.
Nicht so beim Demokratiekongress am Wochenende – der fand sich nicht einmal in der Rubrik "Feste". Demokratie passt nicht in den Kalender, wenn die Wochenzeitung Kontext mit von der Partie ist. "Alles Zigeuner", schimpft meine Omi Glimbzsch bei solchen Gelegenheiten, wenn sie aus der Fassung gerät. Solcher Wortschatz von gestern ist natürlich weitab von jeder Political Correctness. Das wäre so, als würde man in der Osterzeit den Begriff Himmelfahrtskommando bemühen. Das wäre so obszön wie ein Himmelfahrtskommando in Afghanistan. Freilich, selbst die können in eine Auferstehung münden, etwa durch Desertation.
Auferstehung hat ja so gesehen etwas mit Nachdenken und Hinstehen zu tun, mit Haltung, ist nach Hermann Schleinitz gar eine Ermutigung zur Wachsamkeit, die Aufforderung zum "Aufstehen" auch ohne Sarah. Wo Gerechtigkeit mit Füßen getreten und Kriege vom Zaun gebrochen werden, laufen Christen, wenn sie dafür verantwortlich sind, Gefahr, "dass der Auferstandene wieder ins Grab zurückkehrt".
Und wer nun nix glaubt oder andersrum denkt, kann auch ohne IHN hinstehen: Lass Dein eignes Licht leuchten. Fürs freie Wort, für ein weltoffenes, großes und demokratisches Europa, für das es sich lohnt, aufzustehen. Vor Ostern, nach Ostern.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.
2 Kommentare verfügbar
Peter Meisel
am 17.04.2019Auferstehung hat ja so gesehen etwas mit Nachdenken und Hinstehen zu tun, mit Haltung. Ich bin froh über die Jugend, die solche Zustimmung zum Leben formuliert!
"Die gute Nachricht zuerst: Am Anfang war das Wort. Die…