KONTEXT:Wochenzeitung
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Wir sind die stärkste der Partei'n

Wir sind die stärkste der Partei'n
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In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei'n.
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein.

Liebe SozialdemokratInnen, willkommen in der Opposition, auch bei Kontext. Na ja, so ganz Opposition, so ganz radikal, fundamental nun auch wieder nicht. Denn online oder geprintet agiert und diskutiert und informiert hier eine gemischte Gemeinde von Andersdenkenden. Einig ist die sich über ein paar Grundsätze, die kennt ihr ja auch noch: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Demokratie und das ganze Drumrum, und echt jetzt: Mehr Gerechtigkeit!

Wie bei euch ist man sich aber nicht ganz einig, wie man da hinkommt. Klar, mehr freie Presse, mehr freies Wort, mehr Mut zur Kritik. Mehr offenes Visier. Mehr Geld. Da wären wir auch schon bei Euch und den neu gewonnenen Einsichten: Dass das alles viel Zeit und Nerven und Geld kostet. Nein, Kontext braucht keinen Zehnten. <link https: www.kontextwochenzeitung.de extra die-kontextwochenzeitung unterstuetzen-sie-kontext-jetzt soli-formular.html _blank external-link>Kontext braucht den Zehner, und mehr. Das ist ein eher bescheidener Hinweis auf fehlende Solidaritätsgroschen.

Jetzt was anderes. Viele Leute haben eine höllische Angst, ihren Namen zu nennen, wenn sie im Netz meckern oder unartig sind oder einfach nur ihre Meinung sagen. Sie heißen dann sonne2 oder Bittersalz oder Hugo und glauben fest, dass es nicht der Milchmann ist, der morgens klingelt, ja, dass sie wegen eines offenes Wortes ihren Job, ihre Wohnung oder ihre Frau verlieren – wie zu Zeiten der Sozialistengesetze. Nein, ich mein' jetzt nicht die anonymen Scheißer, die mit Prügel oder Totschlag drohen und bei denen die deutsche Justiz ohnmächtig ist. Ich mein' die Beckmesser und liberalen Lehramtsanwärter von der Achse der Guten, die intellektuellen Lieferanten der AfD.

Niemanden aufregen, alle beruhigen, keine großen Debatten, keine Veränderungen, keine Kritik, alles Konsens, ganz breitgetreten – vielleicht ist das jetzt vorbei. Ob die alten Weichmacher von heute auf morgen in der Lage sind, Kante zu zeigen? Dass die Lehren aus dem Nationalsozialismus normativ sind für die Gesellschaft, aber schon seit langem aus der Mitte heraus angegriffen werden, haben die Anständigen geflissentlich übersehen. Nicht nur das. Sie haben weggeguckt, wenn andere auf der Straße waren, um zu protestierten, zu warnen. Schön, dass das jetzt alles ein Ende hat. Schön, dass nun selbst die Nachbarn von links fragen, wieso 12 Prozent ihrer WählerInnen nach stark rechts gewandert sind, nicht nur bei meiner Omi Glimbzsch in Zittau.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.


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4 Kommentare verfügbar

  • Andromeda Müller
    am 01.10.2017
    Antworten
    Noch ein kleines Zitat unten über das ich gerade gestolpert bin , zu meiner Rückendeckung , steht einfach "plötzlich" da unter dem Titel .
    Der Ihnen vielleicht bekannte Autor H.-G. Behr schrieb einmal ein schönes Buch namens "Söhne der Wüste, - Kalifen , Händler und Gelehrte" , sehr flapsig ,…
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