Wien ist eingekesselt: Die blauen Dragoner, die reiten mit klingendem Spiel durch das Tor – nach Europa. Der Jubel landauf, landab ist tatsächlich grenzenlos, denn das österreichische Beispiel zeigt, wie schnell man die 50-Pozent-Hürde überspringen könnte. Da hat's dann Mann und Maus und Kind und Kegel gebraucht, um die Austria-Rechtspopulisten in letzter Sekunde zu stoppen. 50 Prozent: Das ist die Quittung für das jahrelange Dahinschlurfen der so geschmähten Staatsparteien von einem Heurigen zum nächsten, für'n Ringelpiez mit Anfassen. Keine Utopien, keine Alternativen, keine Träume – ein Graf als Strohhalm und Aufatmen nicht nur im 6. Wiener Bezirk, wo sich im ehrwürdigen Stadtteil Mariahilf (Naschmarkt!) das rechtsgestrickte politische Gesamtkunstwerk Hofer ein blaues Auge und Van der Bellen mit 75 Prozent plus X die Butter vom Brot holt.
Mal ganz ehrlich: Geht wirklich ein Gespenst um in Europa, greift mit seinen knochigen Händen sogar nach unserem südöstlichen Zipfelchen, der Türkei? Dort gibt's schöne Worte, made in Germany. Dem chauvinistischen Bündnispartner wird von der NATO flugs die volle Solidarität hinten und vorne zugesichert. Noch zappelt die Demokratie im Erdoland und Ungarn und Polen, aber die Luft wird dünner, die Despoten haben Oberwasser. Wir lernen: Demokratien haben leider den ganz großen Nachteil, dass die Mehrheit der Wählenden manchmal relativ doof sein kann (von den Minderheiten mal ganz zu schweigen) und sich erst besinnt, wenn das Kind im Brunnen plätschert. Dummheit ist ja nicht nur eine Frage der fehlenden Bildung oder wenigstens der Information, sondern auch eine des Geldes, wie das Spiel Adidas gegen Nike kürzlich in Berlin oder das Elfmeterschießen in Wien zeigt. (Keine Gewähr für die Namen der Geldgeber.)
Donald Trump, Orbán, Höcke, Kaczyński, Le Pen, AfD, Front National, Geert Wilders, Timo Soini, wahre Finnen, falsche Bärte, Robert Fico, Petry, Bart De Wever, Meuthen, UKIP und weitere: Die Vertreter von UnkrautEx beten gemeinsam unser Vaterunser. Es sind die netten Koalitionspartner von gestern, heute und vor allem morgen, glauben Sie mir! Aber glauben oder nicht: "Ich hab schon Pferde kotzen sehen", würde meine Omi Glimbzsch in Zittau die Zukunft kommentieren.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
6 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 30.05.2016So viel Sachlichkeit läßt so manchen Schaumschläger/Nebelkerzenzünder (jetzt da das Kind AfD geboren ist sollte man wieder seine Zieheltern CDU/CSU, SPD oder Grüne wählen) erstummen - wohltuend.