Das Osterfest mit seinem höchsten kirchlichen Feiertag war die Gelegenheit, sich einmal mehr unter Christen zu mischen. Wer die Augen offen hält und sich nicht von alten Vorurteilen oder Ängsten leiten lässt, sieht in diesen Tagen: Auch unter den Christen gibt es solche und solche.
Gute und Strolche, Kriegsgewinnler und Friedensstifter, Menschen, die unserem Sozialstaat auf der Tasche liegen oder ihre Vermögen am Finanzamt vorbei in die Schweiz schaffen – aber eben auch ehrbare Bürger, die wie jede x-beliebigen Einwanderer brav ihre Steuern zahlen. Man darf solche Fälle keineswegs kleinreden. Es wird ja auch niemand ernsthaft abstreiten, dass viele Christen ihre Frauen schlagen, Kinder missbrauchen, rauben und stehlen – das kommt selbst bei Atheisten, Sozialdemokraten, Grünen oder gar Muslimen und Kommunisten vor.
Wenn so mancher Christ zur Gewalt neigt, hat das weniger mit Veranlagung zu tun als vielmehr mit alten Testamenten, den Abenteuern der Kreuzritter oder dem Boxeraufstand 1901, bei dem die christlichen Soldaten aus vollem Herzen sangen: "Die ganze gelbe Sippschaft – haut sie zu Mus und Brei." Was hat man da herzlich gelacht – und zugeschlagen!
Aber: Lang, lang ist's her! Heute sind die meisten von ihnen bei uns voll integriert – ihre Kinder gehen mit anderen Kindern gern zur Schule, sie lernen Jägerlatein oder Englisch, und obwohl z.B. Katholiken und Protestanten (letztere ohne S 21) etwa in Stuttgart nur noch 48,7 Prozent der Bevölkerung ausmachen, dürfen sie auf dem Marktplatz in der Adventszeit für fast vier Wochen einen großen Christbaum aufstellen.
Die allermeisten Christen sind Menschen wie Du und ich oder wie meine Omi Glimbzsch in Zittau und längst anerkannte, ja gleichberechtigte Mitglieder einer der größten denkbaren Kulturnationen der Welt. Merke: (Religiöser) Fanatismus ist immer der falsche Weg – der heilige Römer Franziskus zeigte uns doch eben, dass Christen nicht nur Hooligans sind!
Oder die Rolling Stones, die einst freie Liebe, Gewalt und Rebellion besungen haben: Sie waren anno dunnemals z.B. in New York Aussätzige, von den Medien verunglimpft, weil ihre urchristlichen Botschaften zur Erfüllung universeller Freiheitsträume nicht verstanden wurden. Was lernen wir daraus? Wir sollten Christen, ob nun Grüne oder Schwarze, nicht über einen Kamm scheren, sondern differenzieren, gerade nach Wahlen, Brüssel und Ostern. Und Botschaften klar formulieren.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
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