Gauck hat in Oradour gesprochen. Gauck hat in Sant'Anna di Stazzema gesprochen, Gauck hat in Ligiades gesprochen – sagt mir nichts, werden die meisten sagen. Gaucks Spreche ist auch ein Weilchen her – das trifft erst recht für die Verbrechen der deutschen Wehrmacht zu, die in diesen Tagen 70 Jahre alt werden und ungesühnt bleiben. Der Pastor, der Prediger war mal wieder auf der Kanzel, spotten sie ostwärts, westwärts, die Einheitsfront all jener, die Gaucks Moralpredigten nicht mögen, die sich nicht erinnern lassen wollen, die sich noch nie erinnert haben, die sich mehr Schärfe, Härte, Zorn wünschen und 70 Jahre lang drauf verzichtet haben. Nie hatte in diesem unserem schönen Lande jemand Anlass, sich über einen Kanzler, einen Minister, einen Bundespräsidenten zu beschweren, weil der vielleicht zu spät dran oder zu lasch war in Auschwitz oder Guernica, in Coventry, Terezin, Tulle, Simferopol, Kraljevo. Nein, sie waren nie dort, tauchten da 70 Jahre lang nicht auf.
Oder nehmen Sie Köln! Zehn Jahre nach dem Nagelbombenattentat (die Presse: Döner-Morde) versammelten sich eben jetzt ein paar Zehntausend Kölner aus aller Herren Länder, hören BAP, verdammt lang her, und Pastor Gauck, hören Maffei und die Kulturkonsorten. Andernorts kriegt man den Arsch nicht hoch, da wie dort bleibt der Schwarze Block ganz unter sich, eingekesselt vom Verfassungsschutz und vermummten Hundertschaften und würde gern den Protest gegen die Mörder und ihre Helfershelfer gestern und heute zeigen, loswerden, losbrüllen, aber die Obrigkeit weiß das zu verhindern. Statt aufzuklären, zu recherchieren, den Rechtsstaat und die Verfassung beim Wort, also ernst zu nehmen, mokiert sich die Intelligenzjia samt Mitläufern beim Stammtisch-Feuilleton über zu salbungsvolle Reden des Präsidenten.
Die Schily und Co. KG, arrogante Besserwessis, haben seinerzeit – vor zehn Jahren – jede Kritik an den Ermittlungen und ihren(!) Ermittlern heruntergebügelt. Die haben dann, zehn Jahre lang bis heute, die Neonazis gepampert und angeleitet und anschließend die Akten verbrannt. Da ist mir ein Joachim Gauck tausendmal lieber als all jene, die das Maul und sich raushalten, auch wenn Joachim die Nazis als Spinner verniedlicht. Hinzulernen kann jeder.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die Anstifter.
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Karl HÃÂässner
am 16.06.2014