Als Mohammad Al-Hussain 2008 angeschossen sowie leicht traumatisiert mit seiner Frau und zwei Kindern nach Deutschland floh, hatte der Palästinenser aus dem Libanon keine Ahnung, was ein Asylverfahren bedeutet. Die Ablehnung seines ersten Antrags kam schnell, die Angst wuchs. Erst als Mitarbeitende des Tübinger Asylzentrums wie jeden Mittwochvormittag in die Flüchtlingsunterkunft kamen, änderte sich etwas. "Ohne sie hätte ich nicht bleiben dürfen", sagt Al-Hussain heute. Die Berater:innen stellten den Kontakt zu einem Anwalt her und halfen der Familie im Klageverfahren. Am Ende wurde sein Asylantrag anerkannt.
Flüchtlingsarbeit in Tübingen
Als 1981 in Tübingen eine Sammelunterkunft für Geflüchtete in der ehemaligen Thiepval-Kaserne eröffnet wurde, formierte sich in der Stadt Widerstand. Aber nicht gegen die Geflüchteten, sondern gegen die schlechten Unterbringungsbedingungen und gegen die Verschärfung der Asyl- und Ausländergesetze. Aus dem Protest entstand der Freundeskreis für asylsuchende Flüchtlinge, im November 1987 dann ein eigener Förderverein, im Juni 1990 wurde schließlich das Asylzentrum in der Tübinger Bursagasse 13 eröffnet. Es existiert, weil Menschen sich unbedingt für die Würde und die Rechte von Geflüchteten einsetzen wollten: überparteilich, überkonfessionell, aber parteiergreifend für ihre Klient:innen. Nach einem Umzug 1995 in die Neckarhalde 32 ist das Asylzentrum seit 2015 in der Neckarhalde 40 beheimatet und beschäftigt mittlerweile zehn hauptamtliche Mitarbeitende. 2024 beriet das Zentrum knapp 1.000 Menschen, leistete 8.500 Beratungseinheiten, das Budget belief sich auf knapp 500.000 Euro. Neben Spenden wird das Asylzentrum unter anderem durch die Stadt Tübingen, die Landkreise Reutlingen und Tübingen, den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU, den Bund sowie die Kirchen finanziert. (era)




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