"Der größte Wunsch ist es, dass meine Eltern ihren Lebensabend im Kreise der Familie verbringen können. In Würde und Sicherheit," sagte Emrach G., der Sohn von Mire und Sali, im November 2020. Schon damals waren Zweifel angebracht, dass sein Wunsch in Erfüllung gehen würde. Äußerst selten werden Abgeschobene rasch wieder zurückgeholt, und dass es schnell hätte gehen müssen, konnte schon zu diesem Zeitpunkt jeder wissen. Denn Sali Krasniqi war schwer krank. Die zuständigen Behörden im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg interessierten sich aber nicht für das absehbare Schicksal von Sali Krasniqi.
Sie hatten am 12. Oktober eine Ärztin zu ihm kommen lassen. Aber nicht, um den Diabetiker, der dreimal am Herzen operiert worden war und drei Stents gelegt bekommen hatte, zu behandeln, sondern um seine Flugfähigkeit zu attestieren. Über Baden-Baden wurde das Ehepaar per Charterflug nach Pristina abgeschoben, ohne Medikamente. In Deutschland war Sali Krasniqi regelmäßig ins Krankenhaus gegangen, damit die notwendigen Medikamente richtig eingestellt wurden. Das war der Ausländerbehörde Biberach und den Regierungspräsidien Tübingen und Karlsruhe bekannt. Im Kosovo angekommen, verschlechterte sich Krasniqis Gesundheitszustand rapide. Das Ehepaar war zunächst gezwungen bei Fremden zu übernachten, um überhaupt ein Obdach zu haben. Am 12. März starb Sali Krasniqi, getrennt vom Großteil seiner Familie.
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Hermann Krupp
am 11.01.2022