Nur wenige Länder weltweit haben Cannabis legalisiert. Uruguay war das erste. Der kleine südamerikanische Staat, in dem etwa so viele Menschen leben wie in Berlin, hat mit seinem fortschrittlichen Projekt gegen internationale Drogenkonventionen verstoßen. In Uruguay ist die gesamte Cannabis-Wertschöpfungskette staatlich geregelt: Anbau, Vertrieb, Konsum. Bisher konnte die Wissenschaft keinen Zusammenhang zwischen der Legalisierung und einem merklichen Anstieg des Konsums feststellen. Der linksgerichtete Ex-Guerillakämpfer José "Pepe" Mujica verabschiedete das Gesetz 2013 – richtig los mit dem Verkauf ging es jedoch erst 2017.
Das Beispiel zeigt, was oft verwechselt oder synonym gesehen wird: Entkriminalisierung und Legalisierung sind nicht dasselbe. Besitz und Konsum lediglich nicht mehr zu bestrafen, hilft zwar der Gesellschaft zu einer freien, selbstbestimmten Entscheidung jedes Einzelnen. Doch sie lässt einige gravierende Probleme der Prohibitionspolitik ungelöst. Ohne einen regulierten und kontrollierten Markt werden weiterhin Menschen aufgrund schwankender Reinheit, Streckmitteln und Verwechslungen sterben. Auch Jugendschutz ist auf dem Schwarzmarkt ein Ding der Unmöglichkeit.
Kontrolle und Vorsorge wären hierzulande schon seit Jahrzehnten möglich – auch ohne eine komplette Legalisierung. Bei dem Konzept "Drug Checking" etwa werden Substanzen in einem mobilen oder festen Labor überprüft. KonsumentInnen erfahren zum Beispiel, ob ihr Ecstasy rein ist oder mit Milchpulver, Koffein oder dem hochgefährlichen Mittel PMA/PMMA gestreckt ist, das immer wieder zu Todesfällen führt. "Drug Checking" ermöglicht es, einen Wissensvorsprung zu haben, der Leben retten kann. Die Schweiz hat das Konzept bereits seit vielen Jahren als integralen Teil der Suchthilfe etabliert – viele andere Länder in Europa ebenso. Dennoch hat man sich in der Bundesrepublik bisher nicht über Modellversuche hinausgetraut.
In der dritten und letzten Folge der Podcast-Reihe "Flora non grata" schauen wir uns an, wo auf der Welt die Zukunft bereits als Gegenwart gelebt wird. Wir erfahren, dass es in der Drogenpolitik auch anders geht – und ebenso, dass auch die Legalisierung kein Allheilmittel für das weltweite Problem mit den Drogen ist. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn wenn ein Ansatz nicht funktioniert hat, dann ist es der bisherige. Die Militarisierung des Drogenproblems hat unzählige Menschenleben, unzählige Dollars und Euros sowie unglaublich viel Energie gekostet – für nichts. Der sogenannte Krieg gegen die Drogen muss daher endlich aufhören, er ist krachend gescheitert. Denn es ist ein Krieg der Menschheit gegen sich selbst.
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