Es ist kurz vor Mittag. Hossein Fayazpour sitzt in seiner weißen Küchenmontur unter einem Partyzelt. "Das ist unser Pausenraum", sagt er und lacht. Alle anderen Räume in dem Bürogebäude hinter ihm sind belegt. Seine Crew in weißen Kitteln erholt sich hier draußen: Kaffee trinken, rauchen, bevor es wieder reingeht zur Küchenschlacht. Gleich ist Mittagszeit, etwa 500 Menschen im Haus haben Hunger.
Industriegebiet Grünwinkel in Karlsruhe, ein abweisendes Funktionsgebäude. Die ehemalige Verwaltungszentrale der Fiducia, des IT-Dienstleisters der Volks- und Raiffeisenbanken, ist zur Erstaufnahme für Flüchtlinge mutiert, und Hossein Fayazpour, ein Mann mit schwarzem Wuschelhaar und einnehmendem Lächeln, kocht für sie. Schließlich war er ja schon vorher hier.
In anderen Einrichtungen gab es schon Massenschlägereien, weil die Essensausgabe nicht funktioniert hat oder die Versorgung schlecht war. Nicht in Karlsruhe. Fayazpour ist darauf aber nicht besonders stolz. Mag sein, dass das Essen in anderen Einrichtungen auf eine Frage der inneren Sicherheit reduziert wird. Er will es für die Flüchtlinge zum Höhepunkt des Tages machen. Denn Hossein Fayazpour ist Chef de Cuisine in der Erstaufnahmestelle in Karlsruhe. Er kocht frisch und verzichtet dabei weitgehend auf Convenience-Produkte und gänzlich auf Geschmacksverstärker und andere Tricks. Essen ist ein Medium, "um das Herz der Menschen zu erreichen", sagt der Koch der Flüchtlinge.
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Helmo Roth-Seefrid
am 31.07.2016