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Stuttgarts Frauen schießen scharf

Stuttgarts Frauen schießen scharf
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Seit der desaströsen Silvesternacht in Köln und der Erfindung des bedrohlichen Nordafrikaners wird off- und online Angst geschürt. Die Lösung heißt: Pfefferspray für alle. In Stuttgart ist es schon Mangelware.

"Ich hätt auch gern so eins", sagt die junge Frau und zeigt dabei auf das Pfefferspray, das die Dame vor ihr gerade gekauft hat. Drei Mittzwanzigerinnen mit H-&-M- und Zara-Einkaufstüten stehen hinter ihr und warten noch. Es ist früh am Abend in Stuttgarts zentralem Waffenladen mitten in der Einkaufsmeile. Sonst drücken sich an den Schaufenstern eher kleine Jungs und Männer die Nasen platt, seit Silvester ist das anders: Denn Stuttgarts Frauen bewaffnen sich. Und nicht nur die.

Seit den Übergriffen in der Silvesternacht sind in vielen deutschen Städten nicht nur die Anträge auf den Kleinen Waffenschein rasant gestiegen, auch Pfefferspray ist begehrt wie nie zuvor. Der Mann im Waffenladen in der Königstraße, schiebt der Zara-Frau ein "5000 Red Pepper Spray" – Reichweite bis sechs Meter – über den Tresen, Beratung und Anwendungstipps gibt's obendrauf.  "Nehmen sie lieber eins mit Weitstrahl", sagt er zu einer anderen Frau, "bei einer Variante mit Sprühnebel kann's passieren, dass Sie sich auf Versehen selbst mit einnebeln, das wäre blöd."

Schon mehrfach war der Laden ausverkauft in Sachen scharfes Spray. Wenn dieses Mal wieder alle Dosen weg sind, wird es für das kleine Waffengeschäft schwer werden, an Nachschub zu kommen. Denn viele Händler warten zurzeit auf neue Ware: Im Outdoor-Ausrüstungsgeschäft Globetrotter ist das Abwehrspray in den meisten Filialen ausverkauft – erst Mitte März wieder bestellbar. Der Waffenöl-Hersteller Ballistol in Niederbayern bittet auf seiner Homepage von Telefonanrufen abzusehen – Pfefferspray und alle anderen Abwehrsprays seien ausverkauft, es werde "unter Hochdruck an der Abfüllung gearbeitet". Ende Februar soll es wieder welches geben. Auch das Jagd- und Sportwaffengeschäft fürs edlere Gemüt, Stuttgart-Mitte Nobel-Ecke, ist zurzeit "out of stock". Pfefferspray? "In drei Wochen wieder", sagt der Mann hinter dem Tresen.

Die Frage nach dem Pfefferspray verursacht bei vielen Waffenhändler momentan genervtes Augenrollen. Fragen über Fragen zum Kleinen Waffenschein und ob man denn für das Spray nun einen solchen brauche oder nicht. "Nein, brauchen Sie nicht!", platzt es aus dem Waffenverkäufer in der Königstraße heraus. "Ich könnte meinen Text eigentlich aufnehmen und hier den ganzen Tag lang vom Band laufen lassen", sagt er und macht klar, dass der Besitz von Pfefferspray nicht dem Waffengesetz unterliegt. Offiziell wird es nämlich zur Tierabwehr verkauft, eigentlich, so steht's auch auf der Dose. Wer gegen Menschen sprüht, begeht gefährliche Körperverletzung. Strafe entfällt dann, wenn es sich um Notwehr handelt.

"Gerade stürzen sich alle auf das Pfefferspray", bestätigt Snezana Vidovic vom Pfefferspray-Produzenten KKS in Malsch bei Karlsruhe den bizarr hohen Absatz. Seit Silvester hätten die Anfragen nicht nachgelassen, pro Woche werden bis zu 30 000 Stück geordert. "Wir sind nicht vorbereitet auf Lieferungen in diesen Mengen", sagt Vidovic, "wir kommen mit dem Produzieren gar nicht nach." Die meisten Dosen liefert der Malscher Pfeffersprayproduzent momentan in die Pegida-Hochburg im Osten Deutschlands — "nach Dresden und Leipzig", sagt Vidovic, die selbst mit dem Telefonieren kaum nachkommt.

Dass frau auf schönes Design bei der Bewaffnung mit Pfefferspray nicht verzichten muss, zeigen Produkte wie der "Sabre Red Lippstick" — ein "modernes Tierabwehrspray in attraktiver und unauffälliger Form eines Lippenstiftes". Im Online-Shop des Jagdspezialisten Frankonia ist das Spray laut Kundenbewertung von Heiko N. aus Kirch Jesar ein absolutes Must-Have für eine Frau: "Da man heute immer noch viel zu oft von betrunkenen 'Wildtieren' [...]  begrabscht und verfolgt wird, gehört ein Verteidigungsmittel für die Frau zum sicheren Gefühl beim Ausgehen leider dazu." Auch Frank Jäschke aus Trebur hat es seiner Frau geschenkt und bewertet das pinkfarbene Produkt mit fünf Sternen.

Wer's etwas exzentrischer mag, kann sein Pfefferpray aber auch um den Hals tragen — getarnt als "glänzendes Highlight" an einer langen, goldenen Kette. Auf der Online-Plattform des Mode-Magazins "Fashion Insider" freuen sich zahlreiche Leserinnen über "The last Resort Pepper Spray Necklace" über die "geniale Idee" — so wie Lil: "Wenn ich das um den Hals hab und jemand an meinem Dekolleté rumfummelt und so schnell da darauf drückt, dass ich ihn nicht warnen kann, hat er's nicht anders verdient :-)".

 

 

Richtigstellung:

Da ist uns ein Fehler unterlaufen. Der Hinweis, dass es laut Ballistol-Homepage kein Pfefferspray mehr gibt und von Telefonanrufen abzusehen ist, ist falsch. Richtig ist, dass dieser Hinweis auf der Homepage des einzigen (von Ballistol unabhängigen) Ballistol-Shops in Deutschland in Meerbusch stand. Ballistol legt Wert auf die Feststellung, dass Pfefferspray bei ihnen nicht ausverkauft sei. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

 


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2 Kommentare verfügbar

  • by-the-way
    am 28.01.2016
    Antworten
    Man sollte mal hinterfragen, was diese ganze, von Regierungspolitikern inzenierte, Verunsicherung der Bevölkerung bezwecken soll.
    "Flüchtlingskrise" ...

    Das ist doch alles inzeniert!

    Könnte es sein, das von einem ganz anderen Thema abgelenkt werden soll?

    TTIP klammheimlich beschließen?
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